Benutzer:Kersti/Der Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft

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(Stufenbezogene Autoritätskonflikte zwischen Schülern der Stufe 5 und Lehrern der Stufe 4)
 
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Von der entwicklungspsychologische Theorie der Moralstufen nach [[Lawrence Kohlberg]] läßt sich ein interessanter Ansatz zum Verständnis des Unterschiedes zwischen Wissenschaft und Religion ableiten, wenn man Kohlbergs Aussage, daß die kognitive Entwicklung der Moralentwicklung parallel gehe, ernst nimmt. Damit beruht Wissenschaft auf einem fortgeschrittenerem und tiefergehenden Verständnis dessen, wie Weltbilder entstehen, als Religion.
  
 
== Moralentwicklung frei nach Kohlberg ==
 
== Moralentwicklung frei nach Kohlberg ==
 
=== Niveau 1 - Prämoralisch ===
 
=== Niveau 1 - Prämoralisch ===
'''Stufe 1:''' Orientierung an Lob und Strafe (fraglose Unterwerfung unter Macht)<ref group="K">S.26f, S.51ff, S.364ff</ref>
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'''Stufe 1:''' Orientierung an Lob und Strafe (fraglose Unterwerfung unter Macht)<ref group="K" name="stufe">S.26f, S.51ff, S.364ff</ref>
  
'''Stufe 2:''' Naiver instrumenteller Hedonismus (Moral ist wie ein Handelsgeschäft: wichtig sind Fairneß, Gefälligkeiten erwidern, aber auch Rache für Unrecht. Wie Du mir, so ich dir.)<ref group="K">S.26f, S.51ff, S.364ff</ref>
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'''Stufe 2:''' Naiver instrumenteller Hedonismus (Moral ist wie ein Handelsgeschäft: wichtig sind Fairneß, Gefälligkeiten erwidern, aber auch Rache für Unrecht. Wie Du mir, so ich dir.)<ref group="K" name="stufe"/>
  
  
 
=== Niveau 2 - Moral der konventionellen Rollenkonformität ===
 
=== Niveau 2 - Moral der konventionellen Rollenkonformität ===
'''Stufe 3:''' Moral des guten Kindes, das gute Beziehungen aufrechterhält und die Anerkennung der anderen sucht. (Die Konventionen werden auf dieser Stufe durch die geliebte Gemeinschaft und geliebte Autoritätspersonen repräsentiert.)<ref group="K">S.26f, S.51ff, S.364ff</ref>
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'''Stufe 3:''' Moral des guten Kindes, das gute Beziehungen aufrechterhält und die Anerkennung der anderen sucht. Die Konventionen werden auf dieser Stufe durch die geliebte Gemeinschaft und Autoritätspersonen repräsentiert.)<ref group="K" name="stufe"/>
  
Stufe-3-Menschen erziehen indem sie Unterordnung unter die nächste verfügbare Autoritätsperson verlangen. - Beispiel: "Aber man muß doch den Fachleuten vertrauen."<ref group="K">S.26f, S.51ff, S.364ff</ref>
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Stufe-3-Menschen erziehen indem sie Unterordnung unter die nächste verfügbare Autoritätsperson verlangen. - Beispiel: "Aber man muß doch den Fachleuten vertrauen."<ref group="K" name="stufe"/>
  
'''Stufe 4:''' Moral der Aufrechterhaltung von Autorität. (Die Konventionen werden hier durch geschriebene und ungeschriebene Gesetze und Regeln konkreter Gruppen repräsentiert. Die bestehenden Gesetze werden nicht infrage gestellt, wohl aber die Autorität von Autoritätspersonen, die gegen diese Regeln verstoßen.) Stufe-4-Menschen erziehen, indem sie darauf pochen, daß alles weiter so gehandhabt werden muß, wie das schon immer war. Da sie die Konventionen, auf deren Einhaltung sie bestehen, auswendig lernen und sie nicht an den dahinter stehenden Grundsätzen messen, sind sie nicht fähig moralische Regeln von formalen Regeln zu unterscheiden.<ref group="K">S.26f, S.51ff, S.364ff</ref>
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'''Stufe 4:''' Moral der Aufrechterhaltung von Autorität. (Die Konventionen werden hier durch geschriebene und ungeschriebene Gesetze und Regeln konkreter Gruppen repräsentiert. Die bestehenden Gesetze werden nicht infrage gestellt, wohl aber die Autorität von Autoritätspersonen, die gegen diese Regeln verstoßen.) Stufe-4-Menschen erziehen, indem sie darauf pochen, daß alles weiter so gehandhabt werden muß, wie das schon immer war. Da sie die Konventionen, auf deren Einhaltung sie bestehen, auswendig lernen und sie nicht an den dahinter stehenden Grundsätzen messen, sind sie nicht fähig moralische Regeln von formalen Regeln zu unterscheiden.<ref group="K" name="stufe"/>
  
 
'''Übergang:''' Der Jugendliche oder junge Erwachsene kommt in eine Situation, in der die Regeln seines bisherigen sozialen Umfeldes nicht mehr gelten (z.B. aus der Kleinstadt an die Uni) oder für die es in seinem Sozialsystem keine Regeln gibt. Er verhält sich deshalb vorübergehend ähnlich wie ein Kind auf Stufe 2, bis er den Übergang zu Stufe 5 bewältigt hat. <ref group="K">S.64ff</ref>
 
'''Übergang:''' Der Jugendliche oder junge Erwachsene kommt in eine Situation, in der die Regeln seines bisherigen sozialen Umfeldes nicht mehr gelten (z.B. aus der Kleinstadt an die Uni) oder für die es in seinem Sozialsystem keine Regeln gibt. Er verhält sich deshalb vorübergehend ähnlich wie ein Kind auf Stufe 2, bis er den Übergang zu Stufe 5 bewältigt hat. <ref group="K">S.64ff</ref>
  
 
=== Niveau 3 - Moral der selbst akzeptierten moralischen Prinzipien ===
 
=== Niveau 3 - Moral der selbst akzeptierten moralischen Prinzipien ===
'''Stufe 5:''' Moral des Vertrages, der individuellen Rechte und des demokratisch anerkannten Gesetzes/Rechtssystems. (Das konkrete einzelne Gesetz wird nicht mehr als absolut richtig und unveränderlich betrachtet sondern an den dahinter stehenden moralischen Prinzipien gemessen. Hier erst bekommt der Begriff "Gesetzeslücken" seine Bedeutung: Gesetzeslücken sind besondere Situationen, wo das konkrete Gesetz nicht mehr dem Prinzip gerecht wird, dessen Einhaltung es garantieren soll oder wo es mit übergeordneten Prinzipien in Konflikt gerät.)<ref group="K">S.26f, S.51ff, S.364ff</ref>
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'''Stufe 5:''' Moral des Vertrages, der individuellen Rechte und des demokratisch anerkannten Gesetzes/Rechtssystems. (Das konkrete einzelne Gesetz wird nicht mehr als absolut richtig und unveränderlich betrachtet sondern an den dahinter stehenden moralischen Prinzipien gemessen. Hier erst bekommt der Begriff "Gesetzeslücken" seine Bedeutung: Gesetzeslücken sind besondere Situationen, wo das konkrete Gesetz nicht mehr dem Prinzip gerecht wird, dessen Einhaltung es garantieren soll oder wo es mit übergeordneten Prinzipien in Konflikt gerät.)<ref group="K" name="stufe"/>
  
'''Stufe 6:''' Orientierung an universellen ethischen Prinzipien (keine konkreten, ausformulierten Regeln wie die 10 Gebote)<ref group="K">S.26f, S.51ff, S.364ff</ref>
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'''Stufe 6:''' Orientierung an universellen ethischen Prinzipien (keine konkreten, ausformulierten Regeln wie die 10 Gebote)<ref group="K" name="stufe"/>
  
 
=== Allgemeines ===
 
=== Allgemeines ===
'''A- und B-Unterstufen:''' Zu jeder Moralstufe gibt es eine A- und eine B-Unterstufe. Der A-Unterstufe gehören diejenigen an, die das Instrumentarium dieser Stufe noch nicht sicher beherrschen. Die B-Unterstufe ist erreicht, wenn derjenige sich auf der neuen Stufe stabilisiert hat.<ref group="K">S.26f, S.51ff, S.364ff</ref>
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'''A- und B-Unterstufen:''' Zu jeder Moralstufe gibt es eine A- und eine B-Unterstufe. Der A-Unterstufe gehören diejenigen an, die das Instrumentarium dieser Stufe noch nicht sicher beherrschen. Die B-Unterstufe ist erreicht, wenn derjenige sich auf der neuen Stufe stabilisiert hat.<ref group="K" name="stufe"/>
  
 
Je höher die Moralstufe einer Person, desto konsequenter hält sie sich an die von ihr selbst befürworteten Regeln. Angehörige der B-Unterstufen halten sich wesentlich konsequenter an die von ihnen befürworteten Regeln als Angehörige der A-Unterstufe.<ref group="K">S.222f, S.252f, S.418ff</ref>
 
Je höher die Moralstufe einer Person, desto konsequenter hält sie sich an die von ihr selbst befürworteten Regeln. Angehörige der B-Unterstufen halten sich wesentlich konsequenter an die von ihnen befürworteten Regeln als Angehörige der A-Unterstufe.<ref group="K">S.222f, S.252f, S.418ff</ref>
  
== Kohlbergs Stufe 6 ist nicht die Wahre 6. Stufe der Moralentwicklung ==
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=== Kohlbergs Stufe 6 ist nicht die wahre 6. Stufe der Moralentwicklung ===
Es ist zu bezweifeln daß "Orientierung an universellen ethischen Prinzipien" tatsächlich die sechste Stufe der Moralentwicklung ist. Kohlberg konnte mit den Jahren immer weniger mit seiner eigenen Stufendefinition anfangen kann, keine Vertreter der 6. Stufe mehr finden, weil er die Stufe strenger definierte <ref group="K">S.301ff</ref>.
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Es ist zu bezweifeln, daß "Orientierung an universellen ethischen Prinzipien" tatsächlich die sechste Stufe der Moralentwicklung ist. Kohlberg konnte mit den Jahren immer weniger mit seiner eigenen Stufendefinition anfangen, keine Vertreter der 6. Stufe mehr finden, weil er die Stufe strenger definierte<ref group="K">S.301ff</ref>.
  
(Abweichend von Kohlberg) Gesetzgeber: Menschen die sich bewußt sind, daß eine moralische Entwicklung stattfindet, daß Menschen, die auf Stufe 1-4 stehen noch nicht fähig sind die bestehende Moral sinnvoll infrage zu stellen, und daß man ihnen deshalb Rahmenbedingungen vorgeben muß, die 1. einfache Regeln vorgeben, die allgemein anerkennbaren Prinzipien entsprechen und 2. dazu anleiten, eine moralische Entwicklung durchzumachen, so weit es die Intelligenz und die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten ermöglichen, möglichst bis zu Stufe 6 der moralischen Entwicklung führt.
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Außerdem handelt es sich bei Stufen der Entwicklungsbiologie um Verhaltensweisen, die sich in Jäger- und Sammlervölkern bewährt haben müssen, da sie sonst durch die natürliche Auslese aussortiert worden wären <ref>Wickler, Wolfgang & Seibt, Uta; 1991; Das Prinzip Eigennutz; München, Zürich: Piper</ref> <ref>Kauffman, Stuart; 1998; Der Öltropfen im Wasser. Chaos, Komplexität, Selbstorganisation in Natur und Gesellschaft; München, Zürich: Piper</ref>. Eine sechste Stufe, die Eigenbrödler hervorbringt, die nur noch nach ihren eigenen Grundsätzen handeln, ohne bestehende Gesetze in Betracht zu ziehen, hätte zur Ausgrenzung der Angehörigen der 6. Stufe aus der Jäger- und Sammler-Gemeinschaft geführt und damit diese Gemeinschaft gerade ihrer moralisch kompetentesten Mitglieder beraubt und wäre damit ein Nachteil im Wettbewerb mit Angehörigen anderer Kulturen (=Fortpflanzungsgemeinschaften; Menschen heiraten nahezu ausschließlich innerhalb der eigenen Kultur. <ref>Marquardt, Beate; 1984; Die Sprache des Menschen und ihre biologischen Voraussetzungen; Tübingen: Gunter Narr Verlag, S.354</ref>) gewesen. Notwendig ist dagegen immer wieder einmal jemand, der bestehende gesellschaftliche Regeln modifiziert.
  
Typisch ist eine Überlegung wie: "In diesem speziellen Fall ist es zwar vielleicht moralisch gerechtfertigt, daß er den Entführer Foltern androhte, um das entführte Kind retten zu können. Aber wenn ich das jetzt nicht bestrafe, könnte sich der nächste schon in einem weniger eindeutigen Fall verpflichtet fühlen, zu foltern. Also wird er bestraft und nachher begnadigt."
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Wer also erreichte in traditionellen Gesellschaften die höchsten Moralstufen? Kohlberg selbst weist nach, daß in traditionellen Gesellschaften nahezu alle Erwachsenen auf Moralstufe 3 oder 4 und darunter stehen <ref group="K">S.59, S.31</ref>. - Der soziale Schock, daß die altbekannten Regeln plötzlich nicht mehr tragen, ist in ihrem Leben selten, so daß bestehende Regeln nahezu nicht in Frage gestellt werden. Was also geschieht mit denen, für die die üblichen Gesetze nicht funktionieren, denen die üblichen Methoden nicht helfen?
  
Außerdem handelt es sich bei Stufen der Entwicklungsbiologie um Verhaltensweisen, die sich in Jäger- und Sammlervölkern bewährt haben müssen, da sie sonst durch die natürliche Auslese aussortiert worden wären (<ref group=""></ref>B8.5; <ref group=""></ref>B8.6). Eine sechste Stufe die Eigenbrödler hervorbringt, die nur noch nach ihren eigenen Grundsätzen handeln, ohne bestehende Gesetze in Betracht zu ziehen, hätte zur Ausgrenzung der Angehörigen der 6. Stufe aus der Jäger- und Sammler-Gemeinschaft geführt und damit diese Gemeinschaft gerade ihrer moralisch kompetentesten Mitglieder beraubt und wäre damit ein Nachteil im Wettbewerb mit Angehörigen anderer Kulturen (=Fortpflanzungsgemeinschaften; Menschen heiraten nahezu ausschließlich innerhalb der eigenen Kultur. <ref group=""></ref>(B2.12, S.354)) gewesen. Notwendig ist dagegen immer wieder einmal jemand, der bestehende gesellschaftliche Regeln modifiziert.
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Sie werden zum Schamanen gebracht - sowohl die Kranken, bei denen die üblichen Hausmittel nicht helfen, als auch die Behinderten, die die übliche Lebensweise nicht teilen können und schließlich auch die Hochbegabten und die - nach unseren Vorstellungen - Verrückten. Der Schamane ist also der Fachmann für alles, was aus dem Rahmen fällt. Aufgrund dieser Aufgabenstellung enthält die traditionelle Ausbildung zum Schamanen die künstliche Herbeiführung eines Schocks, der alles für wahr gehaltene in Frage stellt. - Es wird also künstlich der Übergang von Stufe 4 zu Stufe 5 herbeigeführt.
  
Wer also erreichte in traditionellen Gesellschaften die höchsten Moralstufen? Kohlberg selbst weist nach, daß in traditionellen Gesellschaften nahezu alle Erwachsenen auf Moralstufe 3 oder 4 und darunter stehen <ref group="K"></ref>(B2.7, S.59, S.31). - Der soziale Schock, daß die altbekannten Regeln plötzlich nicht mehr tragen ist in ihrem Leben selten, so daß bestehende Regeln nahezu nicht in Frage gestellt werden. Was also geschieht mit denen, für die die üblichen Gesetze nicht funktionieren, denen die üblichen Methoden nicht helfen?
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Abweichend von Kohlberg währen Menschen der Moralstufe 6 also die Gesetzgeber und Morallehrer der Gesellschaft: Menschen die sich bewußt sind, daß eine moralische Entwicklung stattfindet, daß Menschen, die auf Stufe 1-4 stehen noch nicht fähig sind, die bestehende Moral sinnvoll infrage zu stellen, und daß man ihnen deshalb Rahmenbedingungen vorgeben muß, die 1. einfache Regeln vorgeben, die allgemein anerkennbaren Prinzipien entsprechen und 2. dazu anleiten, eine moralische Entwicklung durchzumachen, so weit es die Intelligenz und die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten ermöglichen, möglichst bis zu Stufe 6 der moralischen Entwicklung führt.
  
Sie werden zum Schamanen gebracht - sowohl die Kranken, bei denen die üblichen Hausmittel nicht helfen, als auch die Behinderten, die die übliche Lebensweise nicht teilen können und schließlich auch die Hochbegabten und die - nach unseren Vorstellungen - Verrückten. Der Schamane ist also der Fachmann für alles, was aus dem Rahmen fällt.
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=== Erziehung durch Personen auf Moralstufe 6: Antiautoritäre Erziehung ===
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Antiautoritäre Erziehung im eigentlichen und ursprünglichen Sinne des Wortes ist Erziehung durch Menschen, die auf Weltbild- und Moralstufe 6 stehen. Hier wird der Sinn von Regeln dem Kind erklärt, indem man sie auf wenige grundlegende Prinzipien zurückführt. Ein Buch, das beschreibt, wie antiautoritäre Erziehung praktisch funktioniert ist [[Thomas Gordon/Familienkonferenz|Familienkonferenz]] von [[Thomas Gordon]]. Im Kapitel 11 über die niederlagelose Methode der Konfliktbewältigung findet sich eine Stelle die deutlich zeigt, daß Antiautoritäre Erziehung tatsächlich mit den Moralstufen zusammenhängt:
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:"In der Elternerziehung ist ein Großteil der Literatur 'Lösungsorientiert' gewesen; Eltern wird geraten, ein besonderes Problem der Kindererziehung durch irgendeine Standartlösung nach dem 'Rezeptbuch' zu klären, die die Fachleute für die Beste halten. Den Eltern sind 'beste Lösungen' für das Problem des Schlafengehens, für ein Kind, das bei Tisch trödelt, für das Fernsehproblem, das Problem des unordentlichen Zimmers, das Problem der häuslichen Pflichten usw. ad infinitum angeboten worden.
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:Meine These lautet daß Eltern nur eine ''einzige Methode zur Bewältigung von Konflikten'', eine für Kinder jeglichen Alters brauchbare Methode lernen müssen. Bei dieser Einstellung gibt es keine 'beste' Lösung, die für alle oder nur die meisten Familien anwendbar ist. Eine Lösung, die für eine Familie die beste ist - das heißt für diesen besonderen Elternteil und dieses besondere Kind annehmbare - ist für eine andere Familie vielleicht nicht die 'beste'."<ref>{{:Thomas Gordon/Familienkonferenz/1974}} S.191</ref>
  
Aufgrund dieser Aufgabenstellung enthält die traditionelle Ausbildung zum Schamanen die künstliche Herbeiführung eines Schocks, der alles für wahr gehaltene in Frage stellt. - Es wird also künstlich der Übergang von Stufe 4 zu Stufe 5 herbeigeführt.
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== Entwicklungspsychologie: Weltbild-Stufen ==
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Wenn man Kohlbergs Aussage, daß die kognitive Entwicklung der moralischen Entwicklung parallel läuft, ernst nimmt, so muß man für Weltbilder annehmen, daß es entsprechend der prämoralischen Phase (Ebene), in der für das Kind noch unverständlich ist, was Moral ist, eine Prä-Weltbild Phase gibt, in der das Kind noch nicht erfassen kann, was ein Weltild ist. Dann müßte eine Ebene, in der vorhandene Weltbilder erlernt werden geben und zum Schluß ein Bewußtsein dafür entstehen, daß man sich ein eigenes Weltbild erschaffen kann.
  
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Wenn man für jede Moralstufe eine Weltbildstufe beschreibt, die strukturell gleich funktioniert ergibt sich damit Folgendes:
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=== Niveau 1: Weltbilder können noch nicht erfaßt werden ===
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Entspricht: Niveau 1 - Prämoralisch nach Kohlberg
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'''1. Stufe:''' Lernen durch nachahmen
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'''2. Stufe:''' Lernen durch Versuch und Irrtum
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=== Niveau 2: Übernehmen vorgegebener Weltbilder ===
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Entspricht: Niveau 2 - Moral der konventionellen Rollenkonformität nach Kohlberg
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'''3. Stufe:''' Vertrauen auf das Weltbild der Autorität. Jemand auf dieser Stufe sucht sich eine Autorität aus und übernimmt deren Weltbild.
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'''4. Stufe:''' Die Person hat ein Weltbild gut genug erlernt um es unabhängig von einer Autorität anzuwenden. Suche nach dem "richtigen Weltbild" Hier wird ein Mensch zu "normaler Wissenschaft" nach Kuhn fähig.
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Wenn ein Mensch auf dieser Stufe sein Weltbild ändert, tauscht er sein gesamtes Welbild aus und ersetzt es durch ein anderes Weltbild "von der Stange".
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Eine Person auf Stufe 4 ist in der Lage als Lehrer oder wissenschaftliche Autorität aufzutreten, da er sich seines Weltbildes sicher genug fühlt, um es vermitteln zu können.
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Da Personen, die auf Stufe 3 oder 4 stehen, Weltbilder als ganzes übernehmen, indem sie die darin enthaltenen Fakten und Rechenregeln auswendig lernen, statt sie auf wenige grundlegende Prinzipien zurückzuführen, sind sie auch nicht in der Lage, die eigentlich moralischen oder moralisch verwerflichen Teile eines Weltbildes von denen zu trennen, die keinen Bezug zu moralischen Fragen haben. Scherzhaft überspitzt sage ich deshalb oft: "Menschen auf Moralstufe 4 sind nicht in der Lage, eine moralische Regel von einem Kochrezept zu unterscheiden."
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'''Übergang zu Niveau 3 und Stufe 5:'''
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Die Ursache für einen Übergang von Stufe 4 zu Stufe 5 ist eine massive Verunsicherung bezüglich des eigenen Weltbildes. Daher können sich Menschen auf dieser Stufe vorübergehend verhalten wie Menschen, die noch kein Weltbild erlernt hatten.
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=== Niveau 3: Das Erschaffen neuer Weltbilder ===
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Entspricht: Niveau 3 - Moral der selbst akzeptierten moralischen Prinzipien nach Kohlberg
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'''5. Stufe:''' Die Fähigkeit Weltbilder aus einem Satz an Glaubenssätzen selbst zusammenzufügen bildet sichEin Mensch dieser Stufe wendet die Grundprinzipien der Logik an, um Schritt für Schritt ein Welbild zu überprüfen. Weltbilder werden nicht mehr als Ganzes übernommen oder verworfen sondern als logische Systeme verstanden, die man selber nach den Gesetzen der Logik konstruieren und Punkt für Punkt überprüfen kann.
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Die Dialektik ist dieser Stufe zuzuordnen.
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'''6. Stufe:''' Bewußtsein für das Vorhandensein dieser Stufenentwicklung und gezieltes Vermitteln der einzelnen Stufen bis Stufe
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=== Stufenbezogene Autoritätskonflikte zwischen Schülern der Stufe 5 und Lehrern der Stufe 4 ===
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Als Schulkind hatte ich immer wieder Konflikte mit Lehrern, die meinten ich wolle sie ärgern. Da das nicht stimmte - ich habe in meiner gesamten Schulzeit keinen Lehrer absichtlich geärgert, ich hatte auch ohne genug Ärger, auf den ich gerne verzichtet hätte - habe ich damals nie verstanden, warum sie meinten, ich wolle sie ärgern. Ähnliche Probleme berichten auch die antiautoritär erzogenen Kinder der Ritters<ref group="R">S.312, S. 307f,</ref>.
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Antiautoritäre Erziehung, also Erziehung, in denen Regeln erklärt werden und bei Konflikten um persönliche Dinge zwischen Eltern, Kindern und Geschwistern ausgehandelt wird, was wem zusteht, führt dazu, daß die ausgehandelten Regeln ernster und wichtiger genommen werden. Ratschläge von unseren Eltern empfanden wir Nebelsiekschen Kinder immer als hilfreich und fundiert, bis wir begannen zu arbeiten. Danach stellten wir fest, daß ihre die Arbeit betreffenden Ratschläge uns zu naiv erschienen - als Major bei der Bundeswehr und Grundschullehrerin hatten unsere Eltern ein Vertrauen darin, daß es der Chef schon gut meinen möge und daß jeder bekommt was ihm zusteht, das sich bei der Arbeit in der freien Wirtschaft als nicht gerechtfertigt erwies. Über diese Wertschätzung der Ratschläge der Eltern berichtet auch Erica Ritter<ref group="R">S.285ff, S.302ff</ref>. Ungefähr zu der Zeit als ich Abitur machte, unterhielt ich mich mit meiner Schwester darüber, wie erschreckend ich es fand, daß Klassenkameraden schwer gesundheitsschädliche und richtig gefährliche Dinge taten, nur weil sie verboten waren. Typische Beispiele hierfür sind das Experimentieren mit Drogen und zu schnell und gefährlich Auto fahren. Ähnliche Erfahrungen berichten auch die Kinder der antiautoritär erzogenen Ritters<ref group="R">S.310, S.305f,</ref>.
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Ich hatte als Kind auch viel mehr Verständnis für die Schwächen unserer Eltern als andere Kinder und nahm Schimpfen, gelegentliche Wutanfälle und auch die seltenen Schläge nicht als Bedrohung sondern als Schwäche unserer Eltern wahr. Wenn unsere Eltern meinten Fehler gemacht zu hatten entschuldigten sie sich bei uns. Ähnliches berichtete auch Penny Ritter<ref group="R">S. 285, S.308</ref>.
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Heute kann ich zurückverfolgen, daß ich aufgrund meiner im Wesentlichen antiautoritären Erziehung spätestens ab dem fünften Lebensjahr auf Moral- und Weltbildstufe fünf stand. Da aber 80% der erwachsenen Bevölkerung auf den Moral- und Weltbildstufen drei oder vier steht, ergaben sich die Konflikte daraus, daß die Lehrer ein anderes Verständnis von Autorität hatten als ich als Schülerin.
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{| class="wikitable"
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!Erwartungen von Schülern auf Weltbildstufe 3 an Autoritäten
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!Erwartungen von Schülern auf Weltbildstufe 5 an Autoritäten
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|Wissen muß man auswendig lernen, damit man genug parat hat, wenn man es braucht.
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|Wissen muß man verstehen und auf seine grundlegenden Prinzipien zurückführen können, damit man es in möglichst vielen unterschiedlichen Gebieten richtig anwenden kann.
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|Eine gute Autorität muß möglichst viel wissen, damit man viel von ihr lernen kann.
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|Eine gute Autorität muß gut denken, argumentieren und sich verständlich ausdrücken können, damit man gut von ihr lernen kann. Sie muß fähig sein, ihre Ansichten Punkt für Punkt zu belegen, damit man sie Punkt für Punkt überprüfen kann.
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|Wenn mir die Sicht meines Lehrers nicht fundiert vorkommt, muß ich mir eine bessere Autorität suchen.
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|Wenn mir die Sicht meines Lehrers unlogisch oder aufgrund meines bisherigen Wissens falsch erscheint, habe ich ihn sehr wahrscheinlich falsch verstanden oder baue auf unvolltändigem Wissen auf. Ich muß ihm möglichst deutlich erklären, wie ich denke, damit er erkennen und mir erklären kann, wo mein logischer Irrtum liegt oder wo ich auf falschen Daten aufbaue.
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Wenn sich dann aber zeigt, daß mein Wissen auf umfassenderen Daten beruht oder er einen logischen Fehler eingebaut hat, hat er sich geirrt. Da ich Punkt für Punkt prüfen kann, kann ich auch von Menschen lernen, die weniger wissen und können als ich.
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{| class="wikitable"
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!Verhalten von Autoritäten auf Weltbildstufe 4
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!Verhalten von Autoritäten auf Weltbildstufe 6
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|Um die eigene Autorität zu unterstreichen verweist man auf Lehrer oder Abschlüsse, die man erworben hat und gibt die Dauer der eigenen Berufserfahrung an.
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|Autorität wird ausschließlich themenbezogen durch Quellenangaben und Angaben darüber, was man selbst dazu geforscht oder erlebt hat, belegt.
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|Wissen fließt von oben nach unten, vom Lehrer zum Schüler.
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|Ein guter Lehrer lernt von jedem seiner Schüler etwas dazu.
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|Kritische Fragen durch Schüler werden als Angriff auf die eigene Autorität wahrgenommen. Ihnen wird mit einem Hinweis auf die Eigene Fachausbildung begegnet.
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|Kritische Fragen werden als Interesse wahrgenommen. Sie werden mit weiteren Erklärungen, Informationen und Hinweisen auf weiterführende Literatur beantwortet. Autoritäten auf Weltbildstufe 6 haben kein Problem damit, zuzugeben, daß sie etwas nicht wissen, da hierdurch ihre Autorität nicht unmittelbar bedroht ist.
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|Der Lehrer gibt Fachwissen und zum Auswendiglernen vor und übt mit den Schülern Rechen- und andere Arbeitsmethoden ein.
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|Der Lehrer stellt eine umfassende Materialsammlung bereit und läßt die Schüler auf dieser Grundlage Ergebnisse erarbeiten. Er lehrt vor allem, wie man sich Fachwissen eigenständig erwirbt und es nutzt, um selber zu neuen Erkenntnissen zu kommen.
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|}
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Wenn eine Autorität auf Weltbildstufe 4 auf einen Schüler auf Weltbildstufe 3 trifft, passen die Erwartungen des Schülers an Autoritäten und die Erwartungen des Lehrers an Schüler zusammen. Wenn der Lehrer seine fachbezogenen Abschlüsse und seine Berufserfahrung als Fähigkeitsnachweis angibt, erscheint das dem Schüler auch als angemessen. Die Erwartung der Schüler, daß Lehrer mehr wissen müssen als sie, entspricht auch der Ansicht der Lehrer. Kritische Fragen des Schülers sind als infragestellen der Autorität gemeint und werden auch so verstanden. Wenn der Lehrer Fachwissen und Arbeitsmethoden zum einüben vorgibt, wird das vom Schüler auch als angemessene Lehrmethode angesehen.
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Ebensogut passen die Erwartungen des Lehrers auf Weltbildstufe 6 zu denen des Schülers auf Weltbildstufe 5. Wenn der Lehrer seine fachliche Qualifikation dadurch belegt, daß er besser erklären kann als der Schüler und schneller darin ist, die Fakten, die seine Meinung belegen zu finden und zu präsentieren, wird das als angemessenes Verhalten einer Autorität aufgefaßt. Wenn kritische Fragen durch den Lehrer als Interesse wahrgenommen werden, entspricht das auch der Intention des Schülers. Aufgabenstellungen, die eigenständiges erarbeiten von Ergebnissen erfordern, werden vom Schüler auch als Herausforderungen angenommen, die der eigenen kritischen Haltung entsprechen. Allgemein ist das Machtgefälle zwischen Lehrer und Schüler viel weniger ausgeprägt und die Bereitschaft auch von Lehrern zu lernen, die weniger wissen als der Schüler, ist viel eher gegeben.
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Wenn eine Autorität auf Weltbildstufe 6 auf einen Schüler von niedrigerer Stuffe trifft, ist er in der Lage, ihn angemessen zu unterrichten, da er die Denkweisen der niedrigeren Stufen kennt und berücksichtigen kann, während er unterrichtet.
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Wenn eine Autorität auf Weltbildstufe 4 auf einen Schüler auf Weltbildstufe 5 trifft, kommt es dagegen zu Komplikationen. Die Fragen des interessierten Schülers werden als infragestellen der Autorität des Lehrers fehlinterpretiert. Die Verweise auf die überlegene Bildung und langjährige Berufserfahrung werden empört mit: "Ach ja und wo ist Dein Fachwissen?" beantwortet, weil die erwarteten zusätzlichen Erklärungen, Informationen, sowie Quellen- und Literaturangaben nicht kommen. Da der Lehrer nicht bereit ist von seinem Schüler auch mal eine Kleinigkeit zu lernen und stattdessen den Schüler persönlich abwertet (Sinngemäß: "Du bist nur Schüler ich bin Lehrer." Oft verfälscht und verkürzt zu "Du bist dumm."), fühlt sich der Schüler in seiner Menschenwürde verletzt.
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== Gesellschaftliche Moral- und Weltbildstufen ==
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=== Religionen: Lernen und Lehren auf Weltbildstufe 3 und 4 ===
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Im Gegensatz zur Wissenschaft liegen für die Glaubenssysteme der Religionen keine relativ vollständige Dokumentationen ihrer Entstehungsgeschichte vor. Einzelne Autoren wie der große Kirchenlehrer Papst [[Gregor der Große]] haben die Gründe für ihren Glauben anhand von wissenschaftlich anmutenden Fallsammlungen wie dessen "[[Gregor der Große/Vier Bücher Dialoge|Vier Bücher Dialoge]]" niedergelegt, doch sie stechen als Einzelerscheinungen hervor. Die meisten religiösen Autoren haben nur die Ergebnisse ihrer Meinungsbildung niedergelegt, aber nicht im einzelnen dokumentiert, wie sie zu ihren Ansichten kamen<ref>Siehe zum Vergleich die anderen in der "Bibliothek der Kirchenväter" [http://www.unifr.ch/bkv/awerk.htm verfügbaren Werke]</ref>. Daß das gewöhnlich auch so akzeptiert wurde, legt nahe, daß auf Seiten ihrer Schüler und der Personen, die die Lehrer für religiöse Bildungsinstitute auswählten, kein großes Interesse darin bestand, den jeweiligen Glauben Punkt für Punkt überprüfbar zu machen. Es wird dort also recht unkritisch das Weltbild von Personen übernommen, die älter sind und als weise gelten. Diese Haltung zu Wissen entspricht der Weltbildstufen drei, von den jeweiligen Lehrern wird erwartet, daß sie sich auf Weltbildstufe vier befinden, obwohl sie sich - wie offensichtlich Papst Gregor der Große - durchaus auch auf höheren Stufen befinden können.
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=== Wissenschaft: Weltbildstufe fünf wäre angemessen, tatsächlich ist's jedoch oft nur vier ===
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In den Schulwissenschaften liegt gewöhnlich ein beträchtlicher Schatz an sogenanntem "gesichertem Wissen" vor, bei dem die Gedanken, Fallsammlungen und die Beobachtungen, auf denen die wissenschaftlichen Erkenntnisse beruhen, immer noch durch den Originalautor in eigenen Worten niedergelegt in Bibliotheken verfügbar gehalten werden. Das wird wissenschaftstheoretisch auch explizit gefordert und im Falle umstrittener Forschung wird eine saubere Dokumentation der Forschungsmethoden zur Überprüfung der Ergebnisse von anderen Forschern auch immer wieder eingefordert. Diese Forderung entspricht der Weltbildstufe fünf.
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Das diese Forderung gestellt wird, heißt jedoch nicht, daß alle Menschen, die in der Wissenschaft arbeiten, tatsächlich mindestens auf Weltbildstufe fünf wären. Laut [[Thomas S. Kuhn]] ist normale Wissenschaft, wenn man von einem Weltbild oder Teil-Weltbild (Paradigma) ausgeht und davon ausgehend Detailfragen erforscht<ref group="Ku">S.38</ref>. Für ein solches Vorgehen ist es nicht zwingend erforderlich, daß der Wissenschaftler in der Lage ist, sich ein eigenes unabhängiges Weltbild zu konstruieren, es reicht wenn er sich auf das "gesicherte Wissen" - also ein vorgegebenes Weltbild - verläßt, davon ausgehend nach Schema F Detailfragen klärt, beispielsweise: "wo befindet sich Gen AB im Genom des Pferdes" und diese Details dann einfügt. Das ein erheblicher Anteil der Wissenschaftler nur auf Weltbildstufe vier steht, zeigt sich im Falle eines Paradigmenwechsels. Personen auf Weltbildstufe fünf und darüber wären sich bewußt, daß ein Weltbild ein Konstrukt ist - eine selbst gebastelte Modellvorstellung, die zwar gute Dienste leistet, um die eigenen Beobachtungen zu verstehen und zu sortieren, daß es aber nicht mit der Welt identisch ist, sondern nur ein vereinfachtes Modell. Solche Wissenschaftler sind in der Lage, ihr Weltbild so weit zu verlassen, daß sie die Vorhersagen von zwei verschiedenen Weltbildern zu ein und derselben Frage explizit ausformulieren und nebeneinanderstellen können, um dann zu überprüfen, zu welchem Weltbild Forschungergebnisse besser passen. Ein Beispiel für ein solches Vorgehen findet sich in [[Karlis Osis/Der Tod, ein neuer Anfang|Der Tod, ein neuer Anfang]] von [[Karlis Osis]] und [[Erlendur Haraldsson]]. Tatsächlich verwendet in Zeiten großer wissenschaftlicher Umbrüche normalerweise jede Gruppe ihr eigenes Paradigma zur Verteidigung eben dieses Paradigmas<ref group="Ku">S.106</ref>. Ein erheblicher Teil der Wissenschaftler ist also der Ansicht aus Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung mit dem eigenen Weltbild könne man verläßliche Angaben über dem Wert eines anderen Weltbildes ableiten, statt, was die einzig rationale Möglichkeit ist, auf die originalen Beobachtungsdaten zurückzugreifen und beide Weltbilder daran zu prüfen. Damit befindet sich ein erheblicher Teil der Wissenschaftler noch auf Weltbildstufe vier.
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=== Parapsychologie und andere Parawissenschaften: Beschäftigung mit ungewöhnlichen Themen fördert die Entwicklung zu Weltbildstufe fünf und sechs ===
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In Texten über die [[Parapsychologie]] wird oft leichtfertigerweise angenommen, Wissenschaft stände für Rationalität und Religion für Irrationalität. Da die Parapsychologie sich mit den traditionell den Religionen zugeordneten Themen beschäftigt, wird diese Annahme oft auch auf sie übertragen.
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Dabei werden teilweise auch falsche Behauptungen aufgestellt.
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:''Hingegen haben westliche Parapsychologie wie auch sogenannte Geheimwissenschaften als methodisches und erklärendes Grundprinzip die metaphysische Überzeugung gemeinsam, daß unabhängig von jeder physiologisch-physikalischen Basis geheime Kräfte wirken – also Dualismus oder gar objektiver Idealismus – als Prämisse. Empirisch-analytische, phänomenologische, aber auch dialektische und funktionalistisch-systemtheoretische Humanwissenschaftler gehen üblicherweise nicht von derartigen Grundsatzbekenntnissen aus, sondern von Theorien und Methoden, deren Ergebnisse dann unterschiedlich interpretiert werden können.''<ref>{{:Gerald R. Eberlein/Schulwissenschaft - Parawissenschaft - Pseudowissenschaft}}</ref>
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Zum ersten ist die metaphysischen Überzeugung nicht "methodisch" sondern ein Glaubenssatz. Zum zweiten herrscht in den Parawissenschaften gewöhnlich keine Einigkeit darüber, wie die Ergebnisse der bisher gemachten Experimente und die Beobachtungen in den Fallsammlungen zu deuten seien. Während [[spirituelle Erfahrung]]en<ref name="1.8">[[Michael Schröter Kunhardt]]: [http://www.familie-zwoelfer.de/nahtod/jenseits.htm Das Jenseits in uns.] PSYCHOLOGIE HEUTE 6/1993, S. 64-69</ref><ref>[[Susan J. Blackmore]]: [http://www.susanblackmore.co.uk/Articles/PDFs/JSPR%201984.pdf A postal survey of OBEs and other experiences.] [[Journal of the Society for Psychical Research]] 52 225-244</ref> und spirituelle Interessen<ref name="Tart">{{:Charles T. Tart/Parapsychology & Transpersonal Psychology: "Anomalies" to be Explained Away or Spirit to Manifest?}}</ref> durchaus eine erhebliche Bedeutung bei dem Wunsch spielen, parapsychologische Forschung zu betreiben, heißt das nicht, daß damit das Ergebnis der Forschung schon vorweggenommen wäre. Die Mehrheit der bekanntesten Nahtodforscher waren zu Beginn ihrer einschlägigen Forschung der Überzeugung, bei den [[Nahtoderfahrung]]en würde es sich um [[Halluzination]]en oder [[Traum|Träume]] handeln und änderten erst nach einigen Jahren der Forschung nach und nach ihre Meinung.<ref>[[Benutzer:Kersti|Kersti]]: ''[[:ker:O0007A8|Wer Ahnung von Reinkarnationserinnerungen, Nahtodeserfahrungen und Ähnlichen Erfahrungen hat, hat meist irgendein spirituelles Weltbild]]'' O7.A8 auf http://www.kersti.de/</ref> Dennoch hat die [[Parapsychologie]] einen beträchtlichen Anteil an wissenschaftlichen [[Skeptiker]]n, die kein eindeutig spirituelles Weltbild vertreten. Prominente Beispiele hierfür sind [[Susan J. Blackmore]], [[Michael A. Persinger]], [[Christopher C. French]], [[George P. Hansen]], [[Marcello Truzzi]].
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Die Randstellung und die konzeptionelle Uneinigkeit der einschlägigen Forscher führt dazu, daß in den entsprechenden Fachzeitschriften und Büchern sehr viel häufiger wissenschaftstheoretische Fragestelltungen diskutiert werden und daß in diesen Bereichen ein Verständnis nötig ist, das mindestens Weltbildstufe fünf entspricht. Außerdem wird dort auch sehr darüber nachgedacht, wie man derartiges wissenschaftliches Denken anderen vermitteln kann, was der Weltbildstufe sechs entspricht.
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=== Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Religion: Wissenschaft ist eine Weltbildebene höher einzuordnen als Religion ===
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Insgesamt ist also die Religion ein Überrest der vorigen Entwicklungsstufe unserer Gesellschaft. In einer Gesellschaft mir Hochreligion aber ohne Wissenschaft sind religiöse Schulen die wesentlichen Zentren der Gelehrsamkeit. Alles tiefere Wissen der Gesellschaft, das nicht reines Handlungswissen ist, sei es über Physik oder Astronomie, über übersinnliche Dinge oder die Heilkünste wird als Teil der Religion betrachtet.
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Mit der Entstehung der Wissenschaft wurden zunächst die leichter verständlichen Lebensbereiche wie Physik, Chemie und Biologie, etwas später die Gesellschaftswissenschaften der Wissenschaft zugesprochen, während schwer deutbare und schwer erforschbare Themen als Gebiete des Glaubens der Religion zugerechnet wurden.
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Der tatsächliche Unterschied zwischen Wissenschaft und Religion liegt jedoch nicht in den erforschten Themen sondern im wissenschaftlichen oder unwissenschaftlichen Umgang mit diesem Themen. Wer das "gesicherte Wissen" der Wissenschaft einfach nur auswendig lernt, benutzt die Wissenschaft, wie man früher Religionen benutzte entsprechend Weltbildstufe drei. Wer Lehrer auswählt, weil sie als "klug", "weise", "gebildet", "Koryphäen auf ihrem Gebiet" gelten, ebenfalls. Wer fordert vorrängig bestimmtes Wissen auswendigzulernen (z. B. im Rahmen von Lehrplänen) und vorrangig das Fachwissen lehrt, arbeitet von der Position der Weltbildstufe vier aus, wie früher die Lehrer in religiösen Schulen. Viele Wissenschaftler erfüllen zwar formal die Anforderungen, die Wissenschaft an sie stellen muß, um eine zu sein, jedoch ohne den tieferen Unterschied zwischen Wissenschaft und Religion verstanden zu haben.
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Forschendes lernen besteht aus den Schritten: Wahl des Themas, sich aus der wissenschaftlichen Fachliteratur über den augenblicklichen Stand der Forschung und seine Grundlagen informieren, Planung der eigenen Forschungen, Versuchsdurchführung und Dokumentation der Ergebnisse, Fehlerdiskussion und Hinterfragung der Ergebnisse anhand bestehender Fachliteratur. Wer das fordert, argumentiert von Weltbildstufe sechs aus und lehrt entsprechend Weltbildstufen fünf zu denken.
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Insgesamt kann man sagen, daß Religionen auf Niveau zwei "Übernehmen vorgegebener Weltbilder" mit den Weltbildstufen 3 und vier der Entwicklung des Weltbildverständnisses einzuordnen sind, während Wissenschaft entsprechend dieses Anspruches auf Niveau drei "Das Erschaffen neuer Weltbilder" mit den Stufen fünf und sechs dieser Entwicklung einzuordnen ist.
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Ein erheblicher Teil der in der Wissenschaft arbeitenden Forscher bleibt aber hinter diesem Verständnis zurück und befindet sich nur auf Weltbildstufe vier. Dadurch kommt zustande, daß die Wissenschaft zwar mehrfach das Verständnis dieser Welt revolutioniert hat, aber die meisten der jeweils fertig ausgebildeten Wissenschaftler diese Revolutionen nicht ohne weiteres mitgemacht haben.
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== Quellen ==
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<references/>
 
K) {{:Lawrence Kohlberg/Die Psychologie der Moralentwicklung/1995}}
 
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<references group="K"/>
 
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Ku) {{:Thomas S. Kuhn/Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen/2001}}
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R) {{:Paul und Jean Ritter/Freie Kindererziehung in der Famile}}
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[[Kategorie:Benutzerartikel]]
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[[Kategorie:Begriffe aus anderen Wissensgebieten]]

Aktuelle Version vom 4. Januar 2014, 13:32 Uhr