Benutzer:Kersti/Werkstatt/7

Aus Magie und Parawissenschaften

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Ein Beispiel dafür, das Hahnemann selbst in seinem "Organon der Heilkunst" - er hat nämlich empfohlen Verbrennungen nicht zu kühlen sondern warm zu halten. Gleichzeitig hat die Patientin andere Verbrennungen gekühlt, die sie sich gleichzeitig zugezogen hat. Die durch Wärme behandelte Verbrennung hat sich schneller gebessert.<ref group="H">S.59ff</ref>
 
Ein Beispiel dafür, das Hahnemann selbst in seinem "Organon der Heilkunst" - er hat nämlich empfohlen Verbrennungen nicht zu kühlen sondern warm zu halten. Gleichzeitig hat die Patientin andere Verbrennungen gekühlt, die sie sich gleichzeitig zugezogen hat. Die durch Wärme behandelte Verbrennung hat sich schneller gebessert.<ref group="H">S.59ff</ref>
  
Auch in der Psychologie gibt es ein Verfahren, daß Hahnemanns Definition der Homöopathie entspricht. So schlägt Frankel bei seinem Verfahren der Paradoxen Intention vor, daß man bei Neurosen sich das Gegenteil von dem Vornehmen solle, was man tatsächlich beabsichtigt. So könne man veispielsweise der Angst vor einer Blamage Herr werden kann, wenn man sich vorher im Scherz vornimmt: "Jetzt zeige ich den Leuten mal, wie toll ich mich blamieren kann!"<ref>{{:Viktor E. Frankl/Zeiten der Entscheidung}} S.119ff</ref>
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Auch in der Psychologie gibt es ein Verfahren, daß Hahnemanns Definition der Homöopathie entspricht. So schlägt Frankel bei seinem Verfahren der Paradoxen Intention vor, daß man bei Neurosen sich das Gegenteil von dem Vornehmen solle, was man tatsächlich beabsichtigt. So könne man beispielsweise der Angst vor einer Blamage Herr werden kann, wenn man sich vorher im Scherz vornimmt: "Jetzt zeige ich den Leuten mal, wie toll ich mich blamieren kann!"<ref>{{:Viktor E. Frankl/Zeiten der Entscheidung}} S.119ff</ref>
  
  
 
== Homöopathische Potenzen - viele enthalten kein einziges Atom der Ausgangssubstanz ==
 
== Homöopathische Potenzen - viele enthalten kein einziges Atom der Ausgangssubstanz ==
  
Ursprünglich hat Hahnemann mit durchaus meßbaren Mengen der jeweiligen Ausgangssubstanz gearbeitet, mit der Zeit die Menge aber immer mehr reduziert, da er beobachtete, daß sich die Gegenregulation des Organismus auch mit sehr starken Verdünnungen auslösen läßt, sofern die in jeder Verdünnungsstufe sorgfältig verschüttelt wurden. Das brachte auch Hahnemann schon zu der Erkenntnis, daß es sich bei der homöopathischen Wirkung zumindest in einigen Fällen nicht um eine chemisch vermittelte Wirkung handeln kann.<ref group="H">S.73ff</ref>
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Ursprünglich hat Hahnemann mit durchaus meßbaren Mengen der jeweiligen Ausgangssubstanz gearbeitet, mit der Zeit die Menge aber immer mehr reduziert, da er beobachtete, daß sich die Gegenregulation des Organismus auch mit sehr starken Verdünnungen auslösen läßt, sofern die in jeder Verdünnungsstufe sorgfältig verschüttelt wurden<ref group="H">S.73ff</ref>. Das brachte auch Hahnemann schon zu der Erkenntnis, daß es sich bei der homöopathischen Wirkung zumindest in einigen Fällen nicht um eine chemisch vermittelte Wirkung handeln kann. Hahnemann vertritt in seinem "Organon der Heilkunst" daher die Ansicht, daß die homöopathische Wirkung keinerlei materielle Ursache hätte, sondern durch Übertragung der Arzeneimittelinformation verursacht würde, von der er sagt, sie sei geistartig<ref group="H">S.68ff</ref>.
  
 
Viele Homöopathen, die klassische Homöopathie nach Hahnemann anwenden, arbeiten überwiegend mit den Potenzen C30 und C100. Das heißt die Stoffe wurden 30 mal nacheinander auf 1/100 verdünnt. Das ist 1*10 hoch -60 bzw. 1*10 hoch -100. Ein Mol Wasserstoff wiegt 1g und enthält nur 6*10 hoch 23 Atome. Um 1 Atom eines auf C30 potenzierten Wasserstoffs zu finden, müßte man durchschnittlich 10 000 000 000 000 000 000 000 Tonnen Milchzuckerkügelchen durchsuchen.<ref>Berechnungen auf Grundlage der Formelsammlung: {{:Tilo Fischer/Physikalische Formeln und Daten}}</ref>
 
Viele Homöopathen, die klassische Homöopathie nach Hahnemann anwenden, arbeiten überwiegend mit den Potenzen C30 und C100. Das heißt die Stoffe wurden 30 mal nacheinander auf 1/100 verdünnt. Das ist 1*10 hoch -60 bzw. 1*10 hoch -100. Ein Mol Wasserstoff wiegt 1g und enthält nur 6*10 hoch 23 Atome. Um 1 Atom eines auf C30 potenzierten Wasserstoffs zu finden, müßte man durchschnittlich 10 000 000 000 000 000 000 000 Tonnen Milchzuckerkügelchen durchsuchen.<ref>Berechnungen auf Grundlage der Formelsammlung: {{:Tilo Fischer/Physikalische Formeln und Daten}}</ref>
  
Seltsamerweise haben so potenzierte Stoffe dennoch eine nachweisbare Wirkung auf Menschen, Tiere, Pflanzen und Einzeller. Da kein Atom des Ursprungsstoffes in dem Milchzuckerkügelchen, das zur Behandlung verwendet wird, vorhanden ist, scheidet die Möglichkeit daß irgendwelche Chemischen Reaktionen des Wirkstoffes in den behandelten Lebewesen für die Wirkung verantwortlich ist, selbstverständlich aus.
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Seltsamerweise haben so potenzierte Stoffe dennoch eine nachweisbare Wirkung auf Menschen, Tiere, Pflanzen und Einzeller. Da kein Atom des Ursprungsstoffes in dem Milchzuckerkügelchen, das zur Behandlung verwendet wird, vorhanden ist, scheidet die Möglichkeit, daß irgendwelche chemischen Reaktionen des Wirkstoffes in den behandelten Lebewesen für die Wirkung verantwortlich sind, selbstverständlich aus. Das ist auch nicht wirklich notwendig, weil die Homöopathische Wirkung sowieso auf der Gegenregulation des Lebewesens beruht und nicht auf der direkten Wirkungen des Stoffes selber.  
 
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Das ist auch nicht wirklich notwendig, weil die Homöopathische Wirkung sowieso auf der Gegenregulation des Lebewesens beruht und nicht auf der direkten Wirkungen des Stoffes selber. Es reicht, wenn dem Körper fälschlicherweise die Information erhält, ein bestimmter chemischer Stoff wäre da, um die Gegenregulation auszulösen.
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Die nachweisbare Wirkung der homöopathischen Potenzen zeigt, daß diese Information irgendwie bei dem homöopathisch behandelten Lebewesen ankommt. Darüber, wie das funktioniert, gibt es einige durchaus plausible Modellvorstellungen die mit unserem augenblicklichen Physikalischen Forschungsergebnissen im Einklang stehen, es ist jedoch noch nicht bis in die Einzelheiten untersucht.
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== Die Bedeutung des Gesprächs mit dem Homöopathen ==
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[[Sarah Brien]] untersuchte in einer Studie mit drei Behandlungs und zwei Placebogruppen die Wirkung von Homöopathischen und Komplexmittelbehandlungen. Sie kam zu dem Ergebnis, die Wirkung der Homöopathischen Behandlung sei auf das Gespräch mit dem Homöopathen und nicht auf die Wirkung der homöopathischen Mittel zurückzuführen.<ref>{{:Sarah Brien/Homeopathy has clinical benefits in rheumatoidarthritis patients that are attributable to the consultation process but not the homeopathicremedy: a randomized controlled clinical trial}}</ref>
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== Wie sollten Placebokonntrollierte Studien zur Homöoppathie ausfallen, falls sie so funktioniert, wie ihre Befürworter es annehmen? ==
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Schon Hahnemann vertritt in seinem "Organon der Heilkunst" die Ansicht, daß die homöopathische Wirkung keinerlei materielle Ursache hätte, sondern durch Übertragung der Arzeneimittelinformation verursacht würde, von der er sagt, sie sei geistartig<ref group="H">S.68ff</ref>.
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== Wie sollten Placebokontrollierte Studien zur Homöoppathie ausfallen, falls sie so funktioniert, wie ihre Befürworter es annehmen? ==
 
Krankheiten führt er auf eine "Verstimmung der Lebenskraft" zurück, die in etwa dem entspricht, was die Kybernetik als eine Verstellung des Sollwertes in einem Regelkreis bezeichnet. Homöopathie hilft den Sollwert zu korrigieren, so daß der Körper selber das Problem auf Anregung durch die Homöopathie heilt. Das wird in dem Buch von Georg Bayr dargelegt, das vermutlich in der Naturheilkunde so wenig Beachtung fand, da die wenigsten Ärzte und Naturheilkundler Ahnung von Kybernetik haben und es ihnen deshalb schwer fällt die Fachsprache der Kybernetik zu verstehen während Kybernetiker sich meist nicht mit Homöopathie beschäftigen. Daran daß der Autor mit seinen Aussagen und seiner Zuordnung der homöopathischen Ausdrücke zu denen der kybernetischen Fachsprache recht hat, kann wohl kein Zweifel bestehen.<ref>{{:Georg Bayr/Kybernetische Denkmodelle der Homöopathie}}</ref>
 
Krankheiten führt er auf eine "Verstimmung der Lebenskraft" zurück, die in etwa dem entspricht, was die Kybernetik als eine Verstellung des Sollwertes in einem Regelkreis bezeichnet. Homöopathie hilft den Sollwert zu korrigieren, so daß der Körper selber das Problem auf Anregung durch die Homöopathie heilt. Das wird in dem Buch von Georg Bayr dargelegt, das vermutlich in der Naturheilkunde so wenig Beachtung fand, da die wenigsten Ärzte und Naturheilkundler Ahnung von Kybernetik haben und es ihnen deshalb schwer fällt die Fachsprache der Kybernetik zu verstehen während Kybernetiker sich meist nicht mit Homöopathie beschäftigen. Daran daß der Autor mit seinen Aussagen und seiner Zuordnung der homöopathischen Ausdrücke zu denen der kybernetischen Fachsprache recht hat, kann wohl kein Zweifel bestehen.<ref>{{:Georg Bayr/Kybernetische Denkmodelle der Homöopathie}}</ref>
  
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Das heißt die homöopathische Wirkung müßte nachweisbar aber nicht sehr groß sein. Außerdem ist zu erwarten, daß Homöopathie bei den Krankheiten die durch Placebos gut zu beeinflussen sind, größere Wirkungen erzielt als bei Krankheiten, auf die die Placebowirkung keinerlei nachweisbaren Einfluß hat.
 
Das heißt die homöopathische Wirkung müßte nachweisbar aber nicht sehr groß sein. Außerdem ist zu erwarten, daß Homöopathie bei den Krankheiten die durch Placebos gut zu beeinflussen sind, größere Wirkungen erzielt als bei Krankheiten, auf die die Placebowirkung keinerlei nachweisbaren Einfluß hat.
  
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== Ergebnisse von Metaanalysen der vorhandenen Studien ==
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Es gibt eine Reihe von Metaanalysen, die sich mit der Frage beschäftigen, ob Homöopathische Potenzen bei der Behandlung von Menschen eine über die Placebowirkung hinausgeht.
  
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[[Catherine Hill]] und [[Françoise Doyon]] verfaßten einen Reviewartikel zu 40 homöopathischen Studien, bei denen eine homöopathische Behandlung mit einer Standartbehandlung, einem Placebo oder mit keiner Behandlung verglichen wurde. Sie fanden 40 Studien, die sehr unterschiedliche Erkrankungen repräsentierten. Eine Metananalyse wurde nicht durchgeführt, 19 Studien hatten ein statistisch signifikant positives Ergebnis, 19 hatten kein statistisch signifikantes Ergebnis und zeir zeigten Keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Hill und Doyon fanden die ergebnisse nicht ausreichend überzeugend um die Wirksamkeit der Homöopathie zu beweisen. Eine Metanalyse wurde nicht vorgenommen.<ref>{{:Catherine Hill/Review of randomized trials of homoeopathy}}</ref><ref group="C">S.4</ref>
  
== Ergebnisse placebokontrollierter Doppelblindstudien ==
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Der Reviewartikel von [[Jos Kleijnen]], [[Paul Knipschild]] und [[Gerben ter Riet]] beruht auf 107 Studien zur Homöopathie. <ref>{{:Jos Kleijnen/Clinical trials of homoeopathy}}</ref>
In wissenschaftlichen Fachzeitschriften ist die Wirksamkeit der Homöopathie umstritten.
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Befürworter führen an, daß Metaanalysen über Doppelblindstudien der Homöopathie zwar eine deutlich geringere Wirksamkeit bescheinigen als konventionellen Mitteln aber doch statistisch signifikant eine stärkere Wirkung nachweisen als dem Placeboeffekt. Außerdem werfen sie den Autoren mancher homöopathiekritischer Arbeiten teilweise massive Verfälschungen vor. Hinzu kommt, die Kritik daß bei vielen Arbeiten zur Homöopathie die homöopathischen Grundsätze nicht ausreichend beachtet würden und deshalb schlechtere Ergebnisse erreicht würden als möglich.
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Gegner widerlegen diese Behauptung nicht, sondern begründen ihren Standpunkt dadurch, daß - wie in allen medizinischen Bereichen - die Studien, die sorgfältiger gemacht wurden, im Durchschnitt einen geringeren Effekt nachweisen, als weniger sauber durchgeführte Studien. Der geringe durchschnittlich nachgewiesene Effekt sei deshalb eventuell ausschließlich auf folgende Faktoren zurückzuführen:  
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*Publication-Bias (Autoren veröffentlichen im allgemeinen lieber Arbeiten, die ihre Theorie bestätigen. Ebenso ergeht es Zeitschriften)
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*Versuchleitereffekt (unbewußte Verfälschung des Ergebnisses durch die Versuchsleiter)
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Sachlich sind beide Deutungen dieser Ergebnisse auf den ersten Blick nicht völlig auszuschließen. Allerdings muß man hier sagen, daß die Deutung, daß die Homöopathie tatsächlich wie von den Homöopathen behauptet wirkt, im Grunde logischer ist: Wir haben hier genau das Ergebnis vorliegen, das in diesem Fall zu erwarten wäre.
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Dagegen begegnet man beim lesen der Anti-Homöopathie Standpunkte einigen höchst seltsamen Argumentationsmustern.
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=== Publication-Bias ===
 
=== Publication-Bias ===
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Andere Typen von Untersuchungen zur Homöopathie und damit zusammenhängenden Bereichen
 
Andere Typen von Untersuchungen zur Homöopathie und damit zusammenhängenden Bereichen
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== Die Bedeutung des Gesprächs mit dem Homöopathen ==
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[[Sarah Brien]] untersuchte in einer Studie mit drei Behandlungs und zwei Placebogruppen die Wirkung von Homöopathischen und Komplexmittelbehandlungen. Sie kam zu dem Ergebnis, die Wirkung der Homöopathischen Behandlung sei auf das Gespräch mit dem Homöopathen und nicht auf die Wirkung der homöopathischen Mittel zurückzuführen.<ref>{{:Sarah Brien/Homeopathy has clinical benefits in rheumatoidarthritis patients that are attributable to the consultation process but not the homeopathicremedy: a randomized controlled clinical trial}}</ref>
 
   
 
   
 
{{Gesundheitshinweis}}
 
{{Gesundheitshinweis}}
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== Quellen ==
 
== Quellen ==
 
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C) {{:Nicola Clausius/Kontrollierte klinische Studien zur Homöopathie}}
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H) {{:Samuel Hahnemann/Organon der Heilkunst/1992}}
 
H) {{:Samuel Hahnemann/Organon der Heilkunst/1992}}
 
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4.  {{:Nicola Clausius/Kontrollierte klinische Studien zur Homöopathie}}
 
  
 
Pflanzen, Tiere
 
Pflanzen, Tiere

Version vom 25. Oktober 2011, 09:43 Uhr