Psychologische Gesellschaft (München)

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Die '''Münchener Psychologische Gesellschaft''' war eine 1886 gegründete Gesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, ähnlich wie die [[Society for Psychical Research]] [[Parapsychologie|parapsychologische]] wissenschaftliche Forschung zu betreiben. Sie gab die wissenschaftliche Fachzeitschrift [[Sphinx]] heraus.<ref name="Tackling">{{:Andreas Sommer/Tackling Taboos—From Psychopathia Sexualis to the Materialisation of Dreams: Albert von Schrenck-Notzing (1862–1929)}}</ref><ref name="Sommer">{{:Andreas Sommer/From Astronomy to Transcendental Darwinism: Carl du Prel (1839–1899)}}</ref>
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Die münchener '''Psychologische Gesellschaft''' war eine 1886 gegründete Gesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, ähnlich wie die [[Society for Psychical Research]] [[Parapsychologie|parapsychologische]] wissenschaftliche Forschung zu betreiben. Sie gab die wissenschaftliche Fachzeitschrift [[Sphinx (Zeitschrift 1886-1896)|Sphinx]] heraus.<ref name="Tackling">{{:Andreas Sommer/Tackling Taboos—From Psychopathia Sexualis to the Materialisation of Dreams: Albert von Schrenck-Notzing (1862–1929)}}</ref><ref name="Sommer">{{:Andreas Sommer/From Astronomy to Transcendental Darwinism: Carl du Prel (1839–1899)}}</ref>
  
Diese Münchener Gesellschaft zog Forscher an, die mit dem reduktionistischen Ansatz der universitären Psychologie unzufrieden waren, und sich für die Erforschung der Phänomene interessierte, die [[Wilhelm Wundt]] kategorisch aus seiner Forschungsagenda ausgeschlossen hatte, wie [[Hypnose]], [[veränderte Bewußtseinszustände]], [[Telepathie]], [[Hellsehen]] und [[Spiritismus]].<ref name="Tackling"/>
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Diese münchener Gesellschaft zog Forscher an, die mit dem reduktionistischen Ansatz der universitären Psychologie unzufrieden waren, und sich für die Erforschung der Phänomene interessierte, die [[Wilhelm Wundt]] kategorisch aus seiner Forschungsagenda ausgeschlossen hatte, wie [[Hypnose]], [[veränderte Bewußtseinszustände]], [[Telepathie]], [[Hellsehen]] und [[Spiritismus]].<ref name="Tackling"/>
  
 
Prominente Mitglieder waren der Philosoph [[Carl du Prel]] (1839–1899), der Theosoph [[Wilhelm Hübbe-Schleiden]] (1846–1916), der Arzt [[Albert von Schrenck-Notzing]] (1862–1929), und der junge Philosoph und Psychologe [[Max Dessoir]] (1867–1947), der den Begriff “[[Parapsychologie]]” prägte, aber auch Künstler wie [[Albert von Keller]] (1844–1920) und [[Gabriel von Max]] (1840–1915).<ref name="Sommer"/>
 
Prominente Mitglieder waren der Philosoph [[Carl du Prel]] (1839–1899), der Theosoph [[Wilhelm Hübbe-Schleiden]] (1846–1916), der Arzt [[Albert von Schrenck-Notzing]] (1862–1929), und der junge Philosoph und Psychologe [[Max Dessoir]] (1867–1947), der den Begriff “[[Parapsychologie]]” prägte, aber auch Künstler wie [[Albert von Keller]] (1844–1920) und [[Gabriel von Max]] (1840–1915).<ref name="Sommer"/>
  
 
== Entstehungsgeschichte ==
 
== Entstehungsgeschichte ==
[[Helena Petrovna Blavatzky]] hatte 1875 in New York die [[Theosophische Gesellschaft]] gegründet, die 1882 ins indische Madras verlegt wurde. [[Carl du Prel]] kam damit über [[Agathe Haemmerle]], einer Freundin von Blavatzky in Kontakt, die er 1883 kennenlernte. Da er sich unter Anderem für Berichte über Fakire aus Indien interessierte, daß sie sich willkürlich in außergewöhnliche Bewußtseinszustände versetzen können, hoffte er aus diesem Kontakt weitere Erkenntnisse zu gewinnen.<ref group="K">S.59</ref>
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Die Münchener Psychologische Gesellschaft wurde als Nachfolgeorganisation der [[Loge Germania]] der zweite deutsche Zweiggesellschaft der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] gegründet, nachdem diese aufgrund der im [[Richard Hodgson/Account of personal investigations in India, and Discussion of the Authorship of the "Koot-Hoomi" letters|Hodgson-Report]] erhobenen Betrugsvorwürfe gegenüber [[Helena Petrovna Blavatsky]] zerfiel.<ref group="K">S.59ff</ref>
  
1884 wurde die [[Loge Germania]] als zweite deutsche Zweiggesellschaft der Theosophischen Gesellschaft  durch den Kolonialpolitiker [[Wilhelm Hübbe-Schleiden]] als Präsident, den Fabrikanten [[Franz Gebhard]] als Sekretär und dessen Frau Mary als Vizepräsidentin in Elberfeld<ref>Siehe [[:dwp:Elberfeld|Elberfeld]] in der deutschen Wikipedia</ref>, das heute ein Stadtteil von Wuppertal ist. Bei der zweiten Versammlung dieser Zweiggesellschaft wurde Carl du Prel als Mitglied aufgenommen und gleichzeitig zum zweiten Vizepräsidenten der „Loge Germania“ ernannt.<ref group="K">S.59f</ref>
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Hübbe-Schleiden war zu dem Zeitpunkt mit den Vorbereitungen für die Zeitschrift [[Sphinx (Zeitschrift 1886-1896)|Sphinx]] beschäftigt, die ursprünglich aus Zeitschrift der Loge Germania gedacht war. Um sie nicht mit vornerein mit dem Betrugsvorwurf gegenüber Blavatsky zu belasten, trat er aus der Theosophischen Gesellschaft aus.<ref group="K">S.61</ref>
 
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Im Dezember 1885 wird von [[Richard Hodgson]] im sogenannten [[Richard Hodgson/Account of personal investigations in India, and Discussion of the Authorship of the "Koot-Hoomi" letters|Hodgson-Report]] in den Proceedings of the Society for Psychical Research der Verdacht erhoben, sie habe die "[[Master Koot Hoomi|Koot-Hoomi]]"-Briefe
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selbst geschrieben und Koot-Hoomi wäre keine reale Person.<ref>{{:Richard Hodgson/Account of personal investigations in India, and Discussion of the Authorship of the "Koot-Hoomi" letters}}</ref>. Mitglieder fordern eine Stellungnahme gegen die sie erhobenen Vorwürfe, die aber nicht zur Zufriedenheit der Mitglieder ausfiel. Daher traten viele aus der Theosophischen Sozietät aus. Unter ihnen auch du Prel und Hübbe-Schleiden, mit dem Ergebnis, daß die „Loge Germania“ zerfiel.<ref group="K">S.61</ref>
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Hübbe-Schleiden war zu diesem Zeitpunkt damit beschäftigt, die Herausgabe der Zeitschrift [[Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus|Sphinx]] vorzubereiten. Dieses sollte nicht von vorne herein mit seiner Mitgliedschaft in einer Gesellschaft belasten sein, deren führende Vertreterin des Betruges beschuldigt wurde.<ref group="K">S.61</ref>
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Unter einigen Mitgliedern machte sich der Gedanke breit, dass sie eine eigene Gesellschaft zur Erforschung okkultistischer Phänomene und zum gemeinsamen Austausch gründen sollten. An die Entscheidung, ob eine neue
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Gesellschaft gegründet werden sollte, für die die in der zwischen Zeit bereits erscheinende Zeitschrift Sphinx zum
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Kommunikationsorgan mit der Öffentlichkeit darstellen könnte, knüpfte du Prel, der zu jenen Gehörte, die eine
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neue Gesellschaft befürwortete, allerdings eine Bedingung. Er schreibt an Hübbe-Schleiden:
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„Gründen wir eine Sphinx-Gesellschaft, so bin ich dabei, auch wenn einzelne Glieder derselben nebenbei
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noch bei der Theosophie bleiben wollen. Das ist ihre Sache. Nur als solche dürfte sich die Sphinxgesellschaft
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mit der Theosophie nicht befassen, wenn ihr an meiner Mitgliedschaft gelegen sein sollte.<ref group="K">S.61f</ref>
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== Quellen ==
 
== Quellen ==

Aktuelle Version vom 16. Dezember 2012, 13:33 Uhr