Pim van Lommel/Near-death experience in survivors of cardiac arrest: a prospective study in the Netherlands
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− | + | [[Pim van Lommel]], [[R. van Wees]], [[V. Meyers]], [[I. Elfferich]]: ''[[Pim van Lommel/Near-death experience in survivors of cardiac arrest: a prospective study in the Netherlands|Near-death experience in survivors of cardiac arrest: a prospective study in the Netherlands.]]'' Lancet. 2001 Dec 15;358(9298):2039-45. Erratum in: Lancet 2002 Apr 6;359(9313):1254. PMID 11755611<includeonly>[[Kategorie:Verwendung Pim van Lommel]]</includeonly><noinclude> | |
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− | '''Nahtoderfahrungen bei Überlebenden eines Kreislaufstillstandes''' (engl. Originaltitel: ''Near-death experience in survivors of cardiac arrest'') ist eine [[prospektive Studie]] des | + | == Inhalt == |
+ | '''Nahtoderfahrungen bei Überlebenden eines Kreislaufstillstandes''' (engl. Originaltitel: ''Near-death experience in survivors of cardiac arrest'') ist eine [[prospektive Studie]] des niederländischen Kardiologen [[Pim van Lommel]], die 2001 in [[The Lancet]] veröffentlicht wurde und sich mit [[Nahtoderfahrung|Nahtoderfahrungen]] (NTE) beschäftigt. | ||
− | == Untersuchungsdesign == | + | === Untersuchungsdesign === |
− | NTE werden in vielen Krankenhäusern gar nicht oder nur sehr unzureichend dokumentiert<ref>Vgl. P.v.Lommel, (2009), S. 35</ref>. In den Niederlanden wurde daher eine prospektive Langzeit-Untersuchung durchgeführt, in der systematisch alle Patienten erfasst wurden, die klinisch tot waren. Neue Erkenntnisse sollten nicht bestritten, verschwiegen oder der Lächerlichkeit preisgegeben werden, sondern dazu führen, "dass bestehende Theorien erweitert, angepasst oder, wenn nötig, auch verworfen werden."<ref> | + | NTE werden in vielen Krankenhäusern gar nicht oder nur sehr unzureichend dokumentiert<ref group="L">Vgl. P.v.Lommel, (2009), S. 35</ref>. In den Niederlanden wurde daher eine prospektive Langzeit-Untersuchung durchgeführt, in der systematisch alle Patienten erfasst wurden, die klinisch tot waren. Neue Erkenntnisse sollten nicht bestritten, verschwiegen oder der Lächerlichkeit preisgegeben werden, sondern dazu führen, "dass bestehende Theorien erweitert, angepasst oder, wenn nötig, auch verworfen werden."<ref group="L">S. 20</ref> |
− | === Retrospektive Untersuchungen === | + | ==== Retrospektive Untersuchungen ==== |
− | [[Raymond Moody]] schrieb 1975: "Leben nach dem Tod", angeregt durch eine NTE von George Ritchie aus dem Jahr 1943. Er verwendet ausschließlich retrospektiv gewonnene Schilderungen. D.h. zwischen der NTE und der Befragung lagen bis zu 20 Jahre. Die Teilnehmer wurden über die Medien gefunden oder meldeten sich freiwillig. Kenneth Ring konnte 1980 die Ergebnisse von Moody bestätigen. Ebenso Bruce Greyson (1983) und Michael Sabom (1982), auch wenn nicht die Einteilung in 12 Elemente übernommen wurde. Ring unterschied 5 Phasen, Sabom drei Haupttypen und Greyson vier Komponenten.<ref> | + | [[Raymond A. Moody]] schrieb 1975: "[[Raymond A. Moody/Leben nach dem Tod|Leben nach dem Tod]]", angeregt durch eine NTE von [[George Ritchie]] aus dem Jahr 1943. Er verwendet ausschließlich retrospektiv gewonnene Schilderungen. D.h. zwischen der NTE und der Befragung lagen bis zu 20 Jahre. Die Teilnehmer wurden über die Medien gefunden oder meldeten sich freiwillig. [[Kenneth Ring]] konnte 1980 die Ergebnisse von Moody bestätigen. Ebenso [[Bruce Greyson]] (1983) und [[Michael B. Sabom]] (1982), auch wenn nicht die Einteilung in 12 Elemente übernommen wurde. Ring unterschied 5 Phasen, Sabom drei Haupttypen und Greyson vier Komponenten.<ref group="L">S. 36-42</ref> |
− | Alle Einteilungen sind 'künstlich', da sich die Einzelaspekte der Erfahrungen zwar voneinander abheben, sich aber nicht voneinander trennen lassen, da die Erfahrung kontinuierlich verläuft.<ref> | + | Alle Einteilungen sind 'künstlich', da sich die Einzelaspekte der Erfahrungen zwar voneinander abheben, sich aber nicht voneinander trennen lassen, da die Erfahrung kontinuierlich verläuft.<ref group="L">S. 44</ref> |
− | === Prospektive Untersuchungen === | + | ==== Prospektive Untersuchungen ==== |
− | In den Jahren von 1988 bis 1992 wurden in den kardiologischen Intensivstationen von 6 Krankenhäusern von speziell für NTE-geschultem klinischem Personal alle 344 Patienten, die klinisch tot waren (Bewusstlosigkeit, Herzstillstand, Atemstillstand, Kreislaufzusammenbruch, keine Hirnstammreflexe <ref> | + | In den Jahren von 1988 bis 1992 wurden in den kardiologischen Intensivstationen von 6 Krankenhäusern von speziell für NTE-geschultem klinischem Personal alle 344 Patienten, die klinisch tot waren (Bewusstlosigkeit, Herzstillstand, Atemstillstand, Kreislaufzusammenbruch, keine Hirnstammreflexe <ref group="L">S. 170ff. Da wegen der Reanimierung keine Zeit für EEG war, wird aus Tierversuchen belegt, dass durchschnittlich 15 Sekunden nach Herzstillstand auch das EEG eine Null-Linie zeigt.</ref>) auf Erinnerungen an diese Phase befragt. 5 kleinere Krankenhäuser waren für kürzere Zeit beteiligt. Die Untersuchung wurde nach 2 und nach 8 Jahren wiederholt. |
Insgesamt wurden 344 Patienten mit insgesamt 509 Reanimationen in die Studie aufgenommen. 73 % waren Männer, 27 % Frauen. 234 Reanimationen erfolgten im Krankenhaus, 190 Patienten davon hatten einen Herzstillstand von weniger als 2 Minuten und erlangten nach weniger als 5 Minuten wieder das Bewusstsein. 110 Reanimationen erfolgten außerhalb des Krankenhauses, davon hatten 88 Patienten einen Herzstillstand von mehr als 2 Minuten und 62 der Patienten erlangten erst nach einem Zeitraum von mehr als 10 Minuten das Bewusstsein. 104 Patienten waren mehr als eine Stunde bewusstlos. 41 Patienten erlitten eine Schädigung des Kurzzeitgedächtnisses. | Insgesamt wurden 344 Patienten mit insgesamt 509 Reanimationen in die Studie aufgenommen. 73 % waren Männer, 27 % Frauen. 234 Reanimationen erfolgten im Krankenhaus, 190 Patienten davon hatten einen Herzstillstand von weniger als 2 Minuten und erlangten nach weniger als 5 Minuten wieder das Bewusstsein. 110 Reanimationen erfolgten außerhalb des Krankenhauses, davon hatten 88 Patienten einen Herzstillstand von mehr als 2 Minuten und 62 der Patienten erlangten erst nach einem Zeitraum von mehr als 10 Minuten das Bewusstsein. 104 Patienten waren mehr als eine Stunde bewusstlos. 41 Patienten erlitten eine Schädigung des Kurzzeitgedächtnisses. | ||
− | In der niederländischen Studie wurden nach einer gelungenen Reanimation alle demographischen Daten jedes Patienten (Alter, Geschlecht, Ausbildungsstand, Religion, Vorwissen über NTE, vorhergehende ähnliche Erfahrungen, Furcht vor dem Herzstillstand) und alle medizinischen Daten dokumentiert.<ref> | + | In der niederländischen Studie wurden nach einer gelungenen Reanimation alle demographischen Daten jedes Patienten (Alter, Geschlecht, Ausbildungsstand, Religion, Vorwissen über NTE, vorhergehende ähnliche Erfahrungen, Furcht vor dem Herzstillstand) und alle medizinischen Daten dokumentiert.<ref group="L">S. 147f</ref> |
− | Das erste Interview fand meist nicht mehr als 5 Tage nach der Reanimation statt und bestand aus der Frage: "Können Sie sich an etwas aus der Phase Ihres Herzstillstandes erinnern?"<ref> | + | Das erste Interview fand meist nicht mehr als 5 Tage nach der Reanimation statt und bestand aus der Frage: "Können Sie sich an etwas aus der Phase Ihres Herzstillstandes erinnern?"<ref group="L">S. 148</ref> Von den 344 Patienten hatten 18 % eine NTE. |
− | Die aufgetretenen NTE wurden nach einem Verfahren von K. Ring (Weighted Core Experience Index = WCEI) in Bezug auf ihre Tiefe eingeschätzt. Erst ab 10 (von max. 29) Punkten spricht man von einer tiefen, bzw. sehr tiefen NTE.<ref> | + | Die aufgetretenen NTE wurden nach einem Verfahren von K. Ring (Weighted Core Experience Index = WCEI) in Bezug auf ihre Tiefe eingeschätzt. Erst ab 10 (von max. 29) Punkten spricht man von einer tiefen, bzw. sehr tiefen NTE.<ref group="L">S. 43</ref> |
Durch die weiteren Untersuchungen nach 2 und 8 Jahren konnten bei den noch lebenden Patienten mit NTE (35 bzw. 23 Patienten) auch positive und negative Veränderungen durch die NTE erforscht und mit der zwangsläufig vorhandenen Kontrollgruppe (keine NTE bei gleicher medizinischer Symptomatik) verglichen werden. Alle Befragungen wurden auf Band aufgenommen und anschließend verschriftlicht. Die Befragung umfasste 34 Fragen zum Selbstbild, zur Verbundenheit mit anderen Menschen, zu materiellen und sozialen Themen, zu Religion, Spiritualität und zur Einstellung zum Tod. Die Patienten werteten ihre Antworten in einer 5-Punkte Skala. Alle erhobenen Daten wurden auf statistische Signifikanz (p kleiner gleich 0,05) überprüft. | Durch die weiteren Untersuchungen nach 2 und 8 Jahren konnten bei den noch lebenden Patienten mit NTE (35 bzw. 23 Patienten) auch positive und negative Veränderungen durch die NTE erforscht und mit der zwangsläufig vorhandenen Kontrollgruppe (keine NTE bei gleicher medizinischer Symptomatik) verglichen werden. Alle Befragungen wurden auf Band aufgenommen und anschließend verschriftlicht. Die Befragung umfasste 34 Fragen zum Selbstbild, zur Verbundenheit mit anderen Menschen, zu materiellen und sozialen Themen, zu Religion, Spiritualität und zur Einstellung zum Tod. Die Patienten werteten ihre Antworten in einer 5-Punkte Skala. Alle erhobenen Daten wurden auf statistische Signifikanz (p kleiner gleich 0,05) überprüft. | ||
− | == Untersuchungsergebnisse == | + | === Untersuchungsergebnisse === |
− | Die Einteilung Moodys in 12 Elemente konnte bestätigt werden. Es kommen jedoch nicht immer alle 12 Elemente vor und werden von P.v.Lommel so beschrieben <ref> | + | Die Einteilung Moodys in 12 Elemente konnte bestätigt werden. Es kommen jedoch nicht immer alle 12 Elemente vor und werden von P.v.Lommel so beschrieben <ref group="L">S. 44-68</ref>: |
*Das Unaussprechliche | *Das Unaussprechliche | ||
:Das Erlebnis einer NTE ist manchmal völlig fremdartig und außerhalb des normalen Erfahrungshorizonts, so dass Probanden Schwierigkeiten haben, die NTE zu beschreiben. | :Das Erlebnis einer NTE ist manchmal völlig fremdartig und außerhalb des normalen Erfahrungshorizonts, so dass Probanden Schwierigkeiten haben, die NTE zu beschreiben. | ||
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Darüber hinaus kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass NTE unabhängig von Alter der Patienten, vom kulturellen und religiösen Hintergrund oder von den medizinischen Ursachen der NTE sind. | Darüber hinaus kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass NTE unabhängig von Alter der Patienten, vom kulturellen und religiösen Hintergrund oder von den medizinischen Ursachen der NTE sind. | ||
− | Auch die Veränderungsprozesse die nach 2 und 8 Jahren untersucht wurden, deckten sich mit Ergebnissen anderer Forscher (K. Ring, M. Grey, P.M.H. Awater, C. Sutherland, M. Morse, P. und E. Fenwick und K. Ring zusammen mit E. Elsaesser-Valarino und A. Opdebeek) <ref> | + | Auch die Veränderungsprozesse die nach 2 und 8 Jahren untersucht wurden, deckten sich mit Ergebnissen anderer Forscher (K. Ring, M. Grey, P.M.H. Awater, C. Sutherland, M. Morse, P. und E. Fenwick und K. Ring zusammen mit E. Elsaesser-Valarino und A. Opdebeek) <ref group="L">S. 74</ref>, haben aber mehr Gewicht, da hier keine Vorauswahl der Probanden vorgenommen wurde und auch eine Kontrollgruppe aus Patienten mit gleicher medizinischer Problematik, jedoch ohne NTE, bestand.<ref group="L">S. 75f</ref> |
− | Pim van Lommel gibt folgenden Überblick über Veränderungen, die von Menschen nach einer NTE berichten: eine größere Selbstakzeptanz und ein verändertes Selbstbild, mehr Mitgefühl für andere, größere Wertschätzung des Lebens, Befreiung von Todesangst und Glaube an ein Leben nach dem Tod, geringere Kirchenbindung bei stärkerer Religiosität, gesteigerte Spiritualität, beträchtliche körperliche Veränderungen und verstärkte intuitive Gefühle (erhöhte intuitive Sensibilität)<ref> | + | Pim van Lommel gibt folgenden Überblick über Veränderungen, die von Menschen nach einer NTE berichten: eine größere Selbstakzeptanz und ein verändertes Selbstbild, mehr Mitgefühl für andere, größere Wertschätzung des Lebens, Befreiung von Todesangst und Glaube an ein Leben nach dem Tod, geringere Kirchenbindung bei stärkerer Religiosität, gesteigerte Spiritualität, beträchtliche körperliche Veränderungen und verstärkte intuitive Gefühle (erhöhte intuitive Sensibilität)<ref group="L">S. 74ff</ref> |
− | Zwar zeigten auch die Befragten Veränderungen, die einen Herzstillstand ohne NTE überlebt hatten, aber erst viel später und in deutlich geringerem Maß.<ref> | + | Zwar zeigten auch die Befragten Veränderungen, die einen Herzstillstand ohne NTE überlebt hatten, aber erst viel später und in deutlich geringerem Maß.<ref group="L">S. 95</ref> |
− | == NTE bei Kindern == | + | === NTE bei Kindern === |
− | Unter den Patienten, die von der niederländischen Studie erfasst wurden, waren auch 12 Kinder, die einen Herzstillstand überlebten. Von diesen berichteten 8 (= 67%) von einer NTE. Inhaltlich sind die NTE von Kindern ähnlich denen von Erwachsenen, enthalten aber weniger Elemente.<ref> | + | Unter den Patienten, die von der niederländischen Studie erfasst wurden, waren auch 12 Kinder, die einen Herzstillstand überlebten. Von diesen berichteten 8 (= 67%) von einer NTE. Inhaltlich sind die NTE von Kindern ähnlich denen von Erwachsenen, enthalten aber weniger Elemente.<ref group="L">S. 100-109</ref> |
− | Kinder erleben NTE z.B. in einem Koma, ausgelöst von einem Zuckerschock oder einer Gehirnhautentzündung, nach einem Herzstillstand, der durch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen ausgelöst wird, bei Erstickungszuständen, bei Diphtherie, bei Muskeldystrophie, bei Verschlucken, bei einem lebensgefährlichen Stromschlag, bei einem schweren Verkehrsunfall mit Schädelverletzung oder bei Ertrinken.<ref> | + | Kinder erleben NTE z.B. in einem Koma, ausgelöst von einem Zuckerschock oder einer Gehirnhautentzündung, nach einem Herzstillstand, der durch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen ausgelöst wird, bei Erstickungszuständen, bei Diphtherie, bei Muskeldystrophie, bei Verschlucken, bei einem lebensgefährlichen Stromschlag, bei einem schweren Verkehrsunfall mit Schädelverletzung oder bei Ertrinken.<ref group="L">S. 102f</ref> |
− | 1994 hat der am. Kinderarzt Melvin Morse in Seattle eine erste systematische Untersuchung an 121 Kindern innerhalb eines Zeitraumes von 10 Jahren, die schwer erkrankt waren. Keines dieser Kinder hat eine NTE erlebt. Auch der Einfluss von Medikamenten hatte keine NTE zur Folge (es konnten 37 Kinder befragt werden). Es wurden auch 12 Kinder befragt, die einen Herzstillstand oder ein Koma erlebten. Von diesen 12 Kindern berichteten 8 (67 %) von einer NTE. Weitere Untersuchungen berichten von NTE bei Kindern: P.M.H. Atwater (2003)<ref> | + | 1994 hat der am. Kinderarzt Melvin Morse in Seattle eine erste systematische Untersuchung an 121 Kindern innerhalb eines Zeitraumes von 10 Jahren, die schwer erkrankt waren. Keines dieser Kinder hat eine NTE erlebt. Auch der Einfluss von Medikamenten hatte keine NTE zur Folge (es konnten 37 Kinder befragt werden). Es wurden auch 12 Kinder befragt, die einen Herzstillstand oder ein Koma erlebten. Von diesen 12 Kindern berichteten 8 (67 %) von einer NTE. Weitere Untersuchungen berichten von NTE bei Kindern: P.M.H. Atwater (2003)<ref group="L">S.101ff</ref> und Kenneth Ring (1992)<re group="L"f>S. 107</ref> |
− | Kinder bis 6 Jahre erleben meist keine Rückschau, jedoch kommt es bei Kindern häufiger zu spontanen außerkörperlicher Erfahrungen. Es wird vermutet, dass bis zu 25 % der Kinder das Gefühl haben, sie befänden sich außerhalb ihres Körpers. Auch 22 % der niederländischen Psychologiestudenten berichten von spontanen außerkörperlichen Erfahrungen, 7 % sogar von mehrmaligen Erfahrungen. <ref> | + | Kinder bis 6 Jahre erleben meist keine Rückschau, jedoch kommt es bei Kindern häufiger zu spontanen außerkörperlicher Erfahrungen. Es wird vermutet, dass bis zu 25 % der Kinder das Gefühl haben, sie befänden sich außerhalb ihres Körpers. Auch 22 % der niederländischen Psychologiestudenten berichten von spontanen außerkörperlichen Erfahrungen, 7 % sogar von mehrmaligen Erfahrungen. <ref group="L">S. 106f</ref> Kinder erleben dieses Phänomen auch bei sexuellem Missbrauch oder wenn körperlicher Gewalt gegen sie angewendet wird. Dabei wird die außerkörperliche Erfahrung deutlich gegen Dissoziation abgegrenzt.<ref group="L">S. 107ff</ref> |
− | == Weitere prospektive Untersuchungen und Ergebnisse == | + | === Weitere prospektive Untersuchungen und Ergebnisse === |
− | Schätzungen gehen davon aus, dass in den vergangenen 50 Jahren ca. 25 Millionen Menschen eine NTE erlebt haben. Neuere Studien in Amerika und Deutschland gehen 4,2 % aus.<ref> | + | Schätzungen gehen davon aus, dass in den vergangenen 50 Jahren ca. 25 Millionen Menschen eine NTE erlebt haben. Neuere Studien in Amerika und Deutschland gehen 4,2 % aus.<ref group="L">S. 35 und 143</ref> |
− | Seit 2001 gab es vier prospektive Studien mit insgesamt 562 Patienten. Gemeinsame Erkenntnis aus diesen Untersuchungen sind 1. Bei Herzstillstand wird der gleiche Prozentsatz an NTE nachgewiesen, 2. Eine NTE tritt während eines Herzstillstandes auf, 3. Bei diesem fallen alle Gehirnfunktionen aus und 4. Es gibt keine physiologische oder psychologische Erklärung für eine NTE. Die Studien fanden in den Niederlanden (2001), in Amerika (2003), England in 2001 und 2006 statt. <ref> | + | Seit 2001 gab es vier prospektive Studien mit insgesamt 562 Patienten. Gemeinsame Erkenntnis aus diesen Untersuchungen sind 1. Bei Herzstillstand wird der gleiche Prozentsatz an NTE nachgewiesen, 2. Eine NTE tritt während eines Herzstillstandes auf, 3. Bei diesem fallen alle Gehirnfunktionen aus und 4. Es gibt keine physiologische oder psychologische Erklärung für eine NTE. Die Studien fanden in den Niederlanden (2001), in Amerika (2003), England in 2001 und 2006 statt. <ref group="L">S. 165</ref> |
− | Eine vergleichbare prospektive Studie von Schwaninger et al. ergab, dass 68 % der Menschen sterben, die einen Herzstillstand erleiden. Schwaninger konnte von den 55 überlebenden Patienten nur 30 befragen, da das Interview wegen einer dauerhaften Schädigung des Gehirns nicht stattfinden konnte.<ref> | + | Eine vergleichbare prospektive Studie von Schwaninger et al. ergab, dass 68 % der Menschen sterben, die einen Herzstillstand erleiden. Schwaninger konnte von den 55 überlebenden Patienten nur 30 befragen, da das Interview wegen einer dauerhaften Schädigung des Gehirns nicht stattfinden konnte.<ref group="L">S. 146</ref> |
− | Eine Studie von Parnia und Fenwick nahm 220 Patienten mit Herzstillstand auf, von denen 62 % starben und nur 63 Patienten (28 %) befragt werden konnten. <ref> | + | Eine Studie von Parnia und Fenwick nahm 220 Patienten mit Herzstillstand auf, von denen 62 % starben und nur 63 Patienten (28 %) befragt werden konnten. <ref group="L">S. 146</ref> |
− | == NTE und Bewusstsein == | + | === NTE und Bewusstsein === |
− | NTE lassen sich nach den aktuellen Stand der Medizin nicht erklären. Nach bisheriger wissenschaftlicher Auffassung sei es aber "nicht möglich, Bewusstsein zu erfahren, wenn das Herz nicht mehr schlägt." Die niederländische Studie kommt ganz klar zu dem Ergebnis: NTE sind Bewusstseinserfahrungen. <ref> | + | NTE lassen sich nach den aktuellen Stand der Medizin nicht erklären. Nach bisheriger wissenschaftlicher Auffassung sei es aber "nicht möglich, Bewusstsein zu erfahren, wenn das Herz nicht mehr schlägt." Die niederländische Studie kommt ganz klar zu dem Ergebnis: NTE sind Bewusstseinserfahrungen. <ref group="L">S. 11</ref> |
Der Kardiologe Pim von Lommel folgert daraus - im Gegensatz zu dem weit verbreiteten materiellen Wissenschaftsverständnis - dass das Bewusstsein daher kein Produkt des Gehirns sein kann, sondern unabhängig von einem Körper schon vor dessen Geburt und auch nach dessen Tod existiert. Daher könne auch während eines Herzstillstandes eine Bewusstseinserfahrung gemacht und als NTE erinnert werden. | Der Kardiologe Pim von Lommel folgert daraus - im Gegensatz zu dem weit verbreiteten materiellen Wissenschaftsverständnis - dass das Bewusstsein daher kein Produkt des Gehirns sein kann, sondern unabhängig von einem Körper schon vor dessen Geburt und auch nach dessen Tod existiert. Daher könne auch während eines Herzstillstandes eine Bewusstseinserfahrung gemacht und als NTE erinnert werden. | ||
− | == Physiologische und psychologische Theorien für NTE == | + | ==== Physiologische und psychologische Theorien für NTE ==== |
− | Die niederländische Studie setzt sich auch kritisch mit bestehenden Auffassungen zu NTE auseinander. Physiologische Theorien (Sauerstoffmangel, zu viel Kohlendioxyd, chemische Reaktionen im Gehirn (Ketamine, Endorphine, Psychodelika), elektrischen Aktivitäten im Gehirn (Epilepsie, Stimulation)), psychologische Theorien (Todesangst, der individuelle Erwartungshorizont in Bezug auf den Tod, Depersonalisation, Dissoziation, Phantasien und Einbildungen, Betrug, Geburtserinnerungen, Halluzinationen, Träume, Verabreichung von Medikamenten). Die Auseinandersetzung mit diesen Erklärungsversuchen "können zwar in unterschiedlichem Maße eine Rolle spielen, sie können das Phänomen NTE aber nicht vollständig erfassen."<ref> | + | Die niederländische Studie setzt sich auch kritisch mit bestehenden Auffassungen zu NTE auseinander. Physiologische Theorien (Sauerstoffmangel, zu viel Kohlendioxyd, chemische Reaktionen im Gehirn (Ketamine, Endorphine, Psychodelika), elektrischen Aktivitäten im Gehirn (Epilepsie, Stimulation)), psychologische Theorien (Todesangst, der individuelle Erwartungshorizont in Bezug auf den Tod, Depersonalisation, Dissoziation, Phantasien und Einbildungen, Betrug, Geburtserinnerungen, Halluzinationen, Träume, Verabreichung von Medikamenten). Die Auseinandersetzung mit diesen Erklärungsversuchen "können zwar in unterschiedlichem Maße eine Rolle spielen, sie können das Phänomen NTE aber nicht vollständig erfassen."<ref group="L">S. 142</ref> |
− | == Literatur == | + | == Quellen == |
− | + | === Literatur === | |
+ | L) {{:Pim van Lommel/Endloses Bewußtsein/2009}} | ||
+ | <references group="L"/> | ||
− | == | + | Andere: |
+ | <references /> | ||
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+ | == Fundstellen im Netz == | ||
* [http://www.anomalistik.de/sdm_nde.pdf Studie im Originaltext; [[Lancet]] 2001; 358: 2039–45 (engl.)] | * [http://www.anomalistik.de/sdm_nde.pdf Studie im Originaltext; [[Lancet]] 2001; 358: 2039–45 (engl.)] | ||
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