Halluzinogen

Aus Magie und Parawissenschaften

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Als '''Halluzinogene''' oder '''Psychodelische Drogen''' bezeichnet man Stoffe, die das Auftreten von Halluzinationen begünstigen, aber auch verdrängtes Material aus dem Unterbewußtsein an die Oberfläche kommen lassen und spirituelle Erfahrungen verschiedenster Art begünstigen.  
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Als '''Halluzinogene''', '''Psychodelische Drogen''', '''Phantastica'''<ref group="L">S.123</ref> bezeichnet man Stoffe, die das Auftreten von Halluzinationen begünstigen, aber auch verdrängtes Material aus dem Unterbewußtsein an die Oberfläche kommen lassen und spirituelle Erfahrungen verschiedenster Art begünstigen.  
  
 
== Unterschiedliche Erfahrungstypen bei halluzinogenen Drogen ==
 
== Unterschiedliche Erfahrungstypen bei halluzinogenen Drogen ==
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Abstrakte und ästhetische Erfahrungen treten meist nur bei geringeren Dosen oder am Anfang von Drogensitzungen auf und haben keine tiefergehende Wirkung auf die Erlebenden. Wenn Patienten eine ganze Serie an LSD-Erfahrungen im Rahmen einer Therapie erhalten, enthalten die früheren LSD-Erfahrungen gewöhnlich viel psychodynamisches Material und dramatische perinatale Sequenzen. Werden die Sitzungen fortgesetzt, so können diese Bereiche vollständig durchgearbeitet werden, und alle folgenden Sitzungen sind transpersonaler, religiöser und mystischer Natur.<ref group="G">S.224f</ref>
 
Abstrakte und ästhetische Erfahrungen treten meist nur bei geringeren Dosen oder am Anfang von Drogensitzungen auf und haben keine tiefergehende Wirkung auf die Erlebenden. Wenn Patienten eine ganze Serie an LSD-Erfahrungen im Rahmen einer Therapie erhalten, enthalten die früheren LSD-Erfahrungen gewöhnlich viel psychodynamisches Material und dramatische perinatale Sequenzen. Werden die Sitzungen fortgesetzt, so können diese Bereiche vollständig durchgearbeitet werden, und alle folgenden Sitzungen sind transpersonaler, religiöser und mystischer Natur.<ref group="G">S.224f</ref>
  
=== Gleiche Erfahrungstypen bei unterschiedlichen Substanzen ===
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== Gleiche Erfahrungstypen bei unterschiedlichen Substanzen ==
==== Meduna-Gemisch aus Kohlendioxid und Sauerstoff ====
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=== Meduna-Gemisch aus Kohlendioxid und Sauerstoff ===
 
Meduna verabreichte in den 40er Jahren psychiatrischen Patienten und einer Kontrollgruppe verschiedene Mischungen aus Sauerstoff und Kohlendioxyd als Behandlungen. Dieses Gemisch wurde auch im Spring-Grove-Programm gelegentlich benutzt. Dabei wurde festgestellt, dass bei Patienten, die im Verlauf einer Therapie mit einer ganzen Serie an LSD-Erfahrungen Inhalationen des "Meduna-Gemischs" erhalten, die Erfahrungen, die sie machen, davon abhängen, im welchem Stadium sie sich befinden. In den Pausen zwischen den frühen LSD-Sitzungen ruft dieses Gemisch Visionen abstrakter geometrischcr Muster und das Wiederaufleben von Kindheitserinnerungen hervor. Wird die gleiche Kombination von Gasen angewandt, während die Patienten das perinatale Material durcharbeiten, löst sie Sequenzen des Ringens mit Tod und Wiedergeburt aus. In fortgeschrittenen Stadien der LSD-Therapie, wenn die Sitzungen vorwiegend transpersonaler Natur sind, ruft das "Meduna-Gemisch" transpersonale Erscheinungen hervor - mystische und religiöse Zustände verschiedener Art, archetypische Elemente oder sogar Erfahrungen einer früheren Inkarnation.<ref group="G">S.225</ref>
 
Meduna verabreichte in den 40er Jahren psychiatrischen Patienten und einer Kontrollgruppe verschiedene Mischungen aus Sauerstoff und Kohlendioxyd als Behandlungen. Dieses Gemisch wurde auch im Spring-Grove-Programm gelegentlich benutzt. Dabei wurde festgestellt, dass bei Patienten, die im Verlauf einer Therapie mit einer ganzen Serie an LSD-Erfahrungen Inhalationen des "Meduna-Gemischs" erhalten, die Erfahrungen, die sie machen, davon abhängen, im welchem Stadium sie sich befinden. In den Pausen zwischen den frühen LSD-Sitzungen ruft dieses Gemisch Visionen abstrakter geometrischcr Muster und das Wiederaufleben von Kindheitserinnerungen hervor. Wird die gleiche Kombination von Gasen angewandt, während die Patienten das perinatale Material durcharbeiten, löst sie Sequenzen des Ringens mit Tod und Wiedergeburt aus. In fortgeschrittenen Stadien der LSD-Therapie, wenn die Sitzungen vorwiegend transpersonaler Natur sind, ruft das "Meduna-Gemisch" transpersonale Erscheinungen hervor - mystische und religiöse Zustände verschiedener Art, archetypische Elemente oder sogar Erfahrungen einer früheren Inkarnation.<ref group="G">S.225</ref>
  
==== Ketamin ====
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=== Ketamin ===
 
Auch [[Ketamin]] kann zum Wiedererinnern und Wiedererleben verdrängter Traumata eingesetzt werden.<ref name="1.6">{{:Michael Schröter Kunhardt/Nah-Todeserfahrungen aus psychiatrisch-neurologischer Sicht}}</ref>
 
Auch [[Ketamin]] kann zum Wiedererinnern und Wiedererleben verdrängter Traumata eingesetzt werden.<ref name="1.6">{{:Michael Schröter Kunhardt/Nah-Todeserfahrungen aus psychiatrisch-neurologischer Sicht}}</ref>
  
 
Wenn man gesunden Probanden ohne Drogenerfahrung diese Droge verabreicht treten jedoch - wie in frühen Sitzungen einer LSD-Theraie - vorwiegend abstrakte und ästhetische Erfahrungen auf.<ref name="11.5">{{:Edith Pomarol-Clotet/Psychological effects of ketamine in healthy volunteers: phenomenological study}}</ref>
 
Wenn man gesunden Probanden ohne Drogenerfahrung diese Droge verabreicht treten jedoch - wie in frühen Sitzungen einer LSD-Theraie - vorwiegend abstrakte und ästhetische Erfahrungen auf.<ref name="11.5">{{:Edith Pomarol-Clotet/Psychological effects of ketamine in healthy volunteers: phenomenological study}}</ref>
  
==== Künstliches Dipropyltryptamin 628 (DPT628) ====
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=== Künstliches Dipropyltryptamin 628 (DPT628) ===
 
Dimethyltryptamin ist ein körpereigenes Halluzinogen, das experimentell alle Nahtodeserlebnis-Elemente hervorrufen kann. Im Körper wird es über Dimethyltransferase aus Tryptamin hergestellt. Als Abkömmling von Indol zählt es zu den Halluzinogenen I. Ordnung und damit zu den PSI-induzierenden Substanzen. DPT oder Dipropyltryptamin ist eine chemische Variante hiervon, die wie LSD als Psychedelikum eingesetzt wird, aber wesentlich schneller und kürzer wirkt, und damit den körpereigenen Halluzinogenen sehr viel näherkommt als LSD.<ref name="1.6"/>
 
Dimethyltryptamin ist ein körpereigenes Halluzinogen, das experimentell alle Nahtodeserlebnis-Elemente hervorrufen kann. Im Körper wird es über Dimethyltransferase aus Tryptamin hergestellt. Als Abkömmling von Indol zählt es zu den Halluzinogenen I. Ordnung und damit zu den PSI-induzierenden Substanzen. DPT oder Dipropyltryptamin ist eine chemische Variante hiervon, die wie LSD als Psychedelikum eingesetzt wird, aber wesentlich schneller und kürzer wirkt, und damit den körpereigenen Halluzinogenen sehr viel näherkommt als LSD.<ref name="1.6"/>
  
 
Die Wirkungen von DPT entsprechen denen von LSD sind aber nicht so tiefgreifend und langanhaltend. Im Spring Grove-Programm wurde neben LSD auch DPT verwendet. Dieses so wurde es stets intramuskulär gegeben, da diese Droge bei oraler Einnahme unwirksam ist. Die Wirkung des DPT setzt sofort und häufig dramatisch ein und hält wesentlich kürzer an als die von LSD. Die DPT -Sitzungen endeten gewöhnlich nach vier oder fünf Stunden mit einer relativ schnellen Rückkehr zu einem gewöhnlichen Bewusstseinszustand.<ref group="G">S.48, S.50, S.55f</ref>
 
Die Wirkungen von DPT entsprechen denen von LSD sind aber nicht so tiefgreifend und langanhaltend. Im Spring Grove-Programm wurde neben LSD auch DPT verwendet. Dieses so wurde es stets intramuskulär gegeben, da diese Droge bei oraler Einnahme unwirksam ist. Die Wirkung des DPT setzt sofort und häufig dramatisch ein und hält wesentlich kürzer an als die von LSD. Die DPT -Sitzungen endeten gewöhnlich nach vier oder fünf Stunden mit einer relativ schnellen Rückkehr zu einem gewöhnlichen Bewusstseinszustand.<ref group="G">S.48, S.50, S.55f</ref>
  
==== Der NMDA Rezeptor und die Aufhebung von Filtern und Verdrängung ====
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=== Der NMDA Rezeptor und die Aufhebung von Filtern und Verdrängung ===
 
Ketamin kann ebenso wie Phencyclidin (PCP, "angel dust") an den N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor binden. Substanzen, die an diesen Rezeptor binden können, sind dissoziative Halluziogene. LSD blockiert den NMDA-Rezeptor, dasselbe tut auch Ketamin. Es gibt im Körper Mechanismen die die Funktion einer Art Schranke haben und Daten, die im Augenblick nicht benötigt werden, aus dem Bewusstsein ausfiltern, so dass man nur das wahrnimmt, was man im Augenblick beachten muss, um zurechtzukommen. Der NMDA-Rezepter ist ein Bestandteil dieser Schrankenfunktion und wenn er blockiert wird, dringen Dinge ins Bewusstsein, die sonst ausgefiltert oder verdrängt werden, wie Erinnerungen, die gerade nicht gebraucht werden oder verdrängte Traumata. Der NMDA-Rezeptor spielt darüber hinaus eine Rolle beim Lernen, beim Erinnern, und eventuell auch bei der Entstehung von Psychosen.<ref name="1.4">{{:Karl L. R. Jansen/Near death experience and the NMDA receptor}}</ref> <ref name="1.6"/> <ref name="2.45">{{:Karl L. R. Jansen/The Ketamine Model of the Near-Death Experience: A Central Role for the N-Methyl-D-Aspartate Receptor}}</ref> <ref name="11.6">
 
Ketamin kann ebenso wie Phencyclidin (PCP, "angel dust") an den N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor binden. Substanzen, die an diesen Rezeptor binden können, sind dissoziative Halluziogene. LSD blockiert den NMDA-Rezeptor, dasselbe tut auch Ketamin. Es gibt im Körper Mechanismen die die Funktion einer Art Schranke haben und Daten, die im Augenblick nicht benötigt werden, aus dem Bewusstsein ausfiltern, so dass man nur das wahrnimmt, was man im Augenblick beachten muss, um zurechtzukommen. Der NMDA-Rezepter ist ein Bestandteil dieser Schrankenfunktion und wenn er blockiert wird, dringen Dinge ins Bewusstsein, die sonst ausgefiltert oder verdrängt werden, wie Erinnerungen, die gerade nicht gebraucht werden oder verdrängte Traumata. Der NMDA-Rezeptor spielt darüber hinaus eine Rolle beim Lernen, beim Erinnern, und eventuell auch bei der Entstehung von Psychosen.<ref name="1.4">{{:Karl L. R. Jansen/Near death experience and the NMDA receptor}}</ref> <ref name="1.6"/> <ref name="2.45">{{:Karl L. R. Jansen/The Ketamine Model of the Near-Death Experience: A Central Role for the N-Methyl-D-Aspartate Receptor}}</ref> <ref name="11.6">
 
{{:Viktor L. Arvanov/LSD and DOB: interaction with 5-HT2A receptors to inhibit NMDA receptor-mediated transmission in the rat prefrontal cortex}}</ref>
 
{{:Viktor L. Arvanov/LSD and DOB: interaction with 5-HT2A receptors to inhibit NMDA receptor-mediated transmission in the rat prefrontal cortex}}</ref>
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Da die NMDA-Rezeptoren im Schläfenlappen liegen, stellt das eine Verbindung zum festgestellten Bezug der Nahtodeserfahrung zum Schläfenlappen her.<ref name="1.6"/> <ref name="1.9">{{:Michael Schröter Kunhardt/Nah-Todeserfahrungen: Psychologisch-biologische Grundlage für den Glauben an ein Leben nach dem Tod}}</ref> <ref group="H">S.44</ref>
 
Da die NMDA-Rezeptoren im Schläfenlappen liegen, stellt das eine Verbindung zum festgestellten Bezug der Nahtodeserfahrung zum Schläfenlappen her.<ref name="1.6"/> <ref name="1.9">{{:Michael Schröter Kunhardt/Nah-Todeserfahrungen: Psychologisch-biologische Grundlage für den Glauben an ein Leben nach dem Tod}}</ref> <ref group="H">S.44</ref>
  
=== Drogenpsychosen ===
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== Drogenpsychosen ==
 
Während Stanislav Grof in seinen Büchern<ref>{{:Stanislav Grof/Geburt, Tod und Transzendenz}}</ref>
 
Während Stanislav Grof in seinen Büchern<ref>{{:Stanislav Grof/Geburt, Tod und Transzendenz}}</ref>
 
<ref group="G">ganzes Buch</ref> <ref group="G2" name="Buch">ganzes Buch</ref> <ref>{{:Stanislav Grof/Die Welt der Psyche}}</ref> nur einen einzigen Fall einer Drogenpsychose wegen [[LSD]] nennt, die er auf eine unsensible Reaktion des Psychologen auf eine Drogenerfahrung seines Patienten zurückführte und mit Psychotherapie und einer weiteren Dosis LSD erfolgreich behandelte<ref group="G2">S.235f</ref>, führte der Gebrauch von LSD als Straßendroge dazu, daß diverse junge Leute in der Psychiatrie Hilfe suchten, da diese Erfahrungen sie überforderten. Diese Welle an Hilfesuchenden nahm bald wieder ab, obwohl der LSD-Konsum nicht seltener wurde. Das war darauf zurückzuführen, daß andere Konsumenten sie über die Wirkungen der Droge im Vorhinein aufgeklärt hatten, so daß sie entspannter damit umgehen konnten.<ref>{{:Helen Stewart Wambach/Seelenwanderung/1986}}, S.19f</ref> Es wurden Fälle bekannt, in denen Personen durch LSD-Mißbrauch eine Psychose entwickelten, nachdem die anfängliche Panik aufgrund der Drogenerfahrung medikamentös unterdrückt worden war.<ref>{{:Walter Tietz/Complications Following Ingestion of LSD In a Lower Class Population}}</ref>
 
<ref group="G">ganzes Buch</ref> <ref group="G2" name="Buch">ganzes Buch</ref> <ref>{{:Stanislav Grof/Die Welt der Psyche}}</ref> nur einen einzigen Fall einer Drogenpsychose wegen [[LSD]] nennt, die er auf eine unsensible Reaktion des Psychologen auf eine Drogenerfahrung seines Patienten zurückführte und mit Psychotherapie und einer weiteren Dosis LSD erfolgreich behandelte<ref group="G2">S.235f</ref>, führte der Gebrauch von LSD als Straßendroge dazu, daß diverse junge Leute in der Psychiatrie Hilfe suchten, da diese Erfahrungen sie überforderten. Diese Welle an Hilfesuchenden nahm bald wieder ab, obwohl der LSD-Konsum nicht seltener wurde. Das war darauf zurückzuführen, daß andere Konsumenten sie über die Wirkungen der Droge im Vorhinein aufgeklärt hatten, so daß sie entspannter damit umgehen konnten.<ref>{{:Helen Stewart Wambach/Seelenwanderung/1986}}, S.19f</ref> Es wurden Fälle bekannt, in denen Personen durch LSD-Mißbrauch eine Psychose entwickelten, nachdem die anfängliche Panik aufgrund der Drogenerfahrung medikamentös unterdrückt worden war.<ref>{{:Walter Tietz/Complications Following Ingestion of LSD In a Lower Class Population}}</ref>
  
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== Vergiftungen ==
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Sehr unterschiedliche Pflanzen und Substanzen können eine psychodelische Wirkung<ref group="S">ganzes Buch</ref> haben. Während manche - wie LSD - keine erkennbaren körperlichen Schäden hervorrufen, sind andere, wie der Fliegenpils<ref group="S">S.15</ref> giftig, in einigen Fällen wie der Tollkirsche<ref group="S">S.20</ref> oder der Stechapfel<ref group="S">S.34f</ref> ist es schwierig bis nahezu unmöglich, sie so zu dosieren, daß man nicht Gefahr läuft, sich lebensgefährliche Vergiftungen zuzuziehen.
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==
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H) {{:Stefan Högl/Transzendenzerfahrungen. Nahtod-Erlebnisse im Spiegel von Wissenschaft und Religion}}
 
H) {{:Stefan Högl/Transzendenzerfahrungen. Nahtod-Erlebnisse im Spiegel von Wissenschaft und Religion}}
 
<references group="H"/>
 
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L) {{:Louis Lewin/Phantastica}}
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S) {{:Bert Marco Schuldes/Psychoaktive Pflanzen}}
 
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[[Kategorie:Haupt]]
 
[[Kategorie:Haupt]]

Version vom 11. Oktober 2011, 15:31 Uhr